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Analysen

Salesforce baut Rechenzentrum in Deutschland. Wann folgen Amazon, Microsoft Google und Co.?

Salesforce wird im Jahr 2015 einen Rechenzentrumsstandort in Deutschland eröffnen. Crisp Research hält den Schritt als den einzig logisch Richtigen um deutsche Unternehmenskunden anzuziehen. Es bleibt allerdings die Frage offen, warum die anderen großen Cloud Player wie Amazon AWS, Microsoft und Google nicht schon lange in Deutschland gelandet sind!

Salesforce expandiert nach Europa

Nach einem Umsatzwachstum von 41 Prozent für das Finanzjahr 2014 wird der CRM Anbieter Salesforce seine Aktivitäten für das Finanzjahr 2015 in Europa weiter verstärken. Hierzu sollen europaweit mehr als 500 neue Arbeitsplätze und weitere Rechenzentren entstehen. Das erste der drei Rechenzentren wird nach Unternehmensangaben im August in Großbritannien eröffnet. Zwei weitere sollen im Jahr 2015 in Deutschland und Frankreich folgen. Bereits auf der letzten Salesforce Customer Company Tour im vergangenen Juli wurde ein Rechenzentrum für dieses Frühjahr in London angekündigt.

Auch Salesforce hat zu kämpfen

Fakt ist, trotz des Umsatzwachstums von 41 Prozent in Europa und stolz verkündeter Kunden wie BMW Group, Deutsche Post DHL, Sixt, Vaillant und Carl Zeiss Vision hat Salesforce es nicht leicht. Auch das zeigen die Investitionen und Expansionen mit weiteren Rechenzentren in Europa. Salesforce muss näher an den Kunden herankommen, wenn der Kunde nicht von alleine kommt. Es ist nicht das erste Bekenntnis, dass die Public Cloud in dieser Form nicht für alle funktioniert. Bereits im November letzten Jahres kündigte Salesforce CEO Mark Benioff mit dem “Salesforce Superpod” nichts anderes als eine Dedicated Private Cloud auf der Salesforce Infrastruktur an, um Kunden die Möglichkeit zu bieten das CRM-System nicht auf der Public Cloud, sondern einem extra für sie abgetrennten Bereich zu nutzen. Man sieht also, es wird ständig und in langsamen Schritten zurückgerudert. Natürlich nur im Sinne der Kunden.

Deutschland sollte nicht unterschätzt werden

Salesforce Expansion nach Deutschland zeigt außerdem, dass der Druck enorm sein muss und Deutschland attraktiver ist als vermutet. Schließlich behandeln die meisten amerikanischen Unternehmen den deutschen Markt eher stiefmütterlich.

Der Großteil der amerikanischen Cloud Anbieter versorgt den europäischen Markt derzeit über Rechenzentren in Irland (Dublin) und den Niederlanden (Amsterdam). Das stößt bei vielen Deutschen, vornehmlich Datenschützern und mittelständischen Unternehmen, auf Unbehagen. Das Speichern von Daten außerhalb von Deutschland und ein Vertrag maximal nach europäischem Recht wird nicht gerne gesehen. Jedoch sollte und darf der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht vernachlässigt werden. Für die US-amerikanischen Unternehmen mag Deutschland zwar ein kleines Land sein, aber die Wirtschaftskraft zu unterschätzen wäre fatal.

Die Erwartungshaltung ist riesig

Salesforce positioniert sich mit Salesforce1 mittlerweile als eine allumfassende Plattform für die Entwicklung von Social, Mobile und weiteren Cloud-basierten Applikationen und richtet sich damit gezielt an Entwickler, ISVs, Endanwender und Administratoren. Salesforce versucht damit sein Image als reiner CRM-Anbieter abzuschütteln.

Salesforce sieht sich somit nicht mehr nur im Wettbewerb mit anderen CRM-Anbietern sondern ebenfalls mit den großen Playern wie Microsoft, Amazon AWS und Google, deren Cloud-Stack auch stetig weiter ausgebaut wird und bei fast allen nahezu vollständig ist. Die Expansion mit einem eigenen Rechenzentrum in Deutschland ist für Salesforce damit ein enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern wie Amazon AWS, Microsoft oder Google. Insbesondere im stark umkämpften Markt für Unternehmenskunden, in denen Amazon AWS und Google sich schwer tun und wo Microsoft auf Grund seiner bestehenden breiten Kundenbasis bereits eine gute Ausgangslage hat.

Crisp Research ist der Meinung, dass spätestens nach dieser Ankündigung kein Anbieter, der den deutschen Markt als ernsthaft attraktiv betrachtet, mehr daran vorbeikommt, ebenfalls ein eigenes Rechenzentrum in Deutschland zu eröffnen. Zahlen von Crisp Research zeigen eine deutliche Anforderung von mittelständischen Unternehmen an Cloud Anbieter, dass die Daten in einem deutschen Rechenzentrum gespeichert werden müssen. Etwa 75 Prozent sehen darin die Notwendigkeit, um durch physische Lokalität der Daten das deutsche Recht einfacher anwendbar zu machen.

Microsoft sorgt für ein großes Fragezeichen

Warum hat zum Beispiel Microsoft nicht schon längst ein Rechenzentrum in Deutschland gebaut? Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten in Deutschland tätig und sollte die Kundenbasis und deren Bedenken besser kennen als jeder andere Cloud Anbieter! Crisp Research hat erste Gerüchte über Rechenzentrumsstandorte von Amazon AWS und Microsoft in Deutschland gehört. Eine offizielle Bestätigung, als auch ein Dementi blieben bis heute allerdings aus.

Der Standortvorteil eines Rechenzentrums in Deutschland ist nicht zu vernachlässigen, um aktiv damit zu beginnen, den deutschen Unternehmen ihre Bedenken zu nehmen. Die Cloud Computing Anbieter haben in der Vergangenheit viel geredet und versprochen. Aussagekräftige Taten blieben jedoch aus. Nach IBM, mit einem Cloud-Rechenzentrum in Ehningen bei Stuttgart, hat nun auch Salesforce den richtigen Schritt gemacht. Wir sind gespannt wer folgen wird.

By Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.