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Sorgt die Telekom endlich für den Durchbruch des Cloud Computing in Deutschland?

Die Deutsche Telekom hat vom Tabakkonzern British American Tobacco einen Cloud Computing Auftrag über 160 Millionen Euro mit einer Laufzeit von sieben Jahren erhalten. Dabei geht es um die Abbildung und Verarbeitung der betriebswirtschaftlichen SAP Prozesse in der Cloud.

Die Deutsche Telekom geht steil in die Cloud

Die offensive der Deutschen Telekom im Cloud Computing ist kaum zu übersehen. Die CeBIT war nur ein Indikator für den Willen, in der Cloud etwas bewegen zu wollen. Hinzu kommt die Penetration des Endkundengeschäfts mit massiver Print- und Fernsehwerbung für die Telekom Cloud. Kann die Deutsche Telekom damit aber auch endlich für den Durchbruch der Cloud in Deutschland sorgen?

Neben Virtual Private Cloud Services für Unternehmenskunden und der Telekom Cloud für das Privatsegment hat die Telekom im Rahmen der CeBIT angekündigt, ab Sommer 2012 einen Cloud Services Marktplatz für kleine und mittelständische Unternehmen anzubieten, dessen Cloud Infrastruktur auf OpenStack basiert.

Anders als die (US-amerikanischen) Cloud Anbieter deckt die Telekom somit beide wichtigen Bereiche ab, das Geschäftskunden- als auch das Privatkundensegment. Denn spätestens mit den Telekom Cloud Werbespots und Angeboten sollte der Term Cloud mittlerweile auch bei vielen Deutschen angekommen sein.

Die Cloud ist noch nicht in der Breite angekommen

Im für Skeptiker bekannten Deutschland ist Cloud Computing noch nicht richtig angekommen. Anders als z.B. in den USA, wo der Cloud Computing Markt regelrecht blüht und Milliardenumsätze eingefahren werden, finden sich in den Kommentaren zu Cloud Artikel auf anderen Online IT-Magazinen immer wieder Phrasen wie “Bleibt mir weg mit eurem ****** SaaS, das ist doch alles viel zu teuer.” oder “Cloud? Meine Daten bekommt ihr nicht!”.

Die Deutschen Nichtnutzer oder Skeptiker sehen in der Cloud also eher eine Gefahr als eine Chance. Eine Chance auch für Startups, in dem weltweiten lukrativen Cloud Computing Markt ein Wort mitreden zu können.

Abgesehen von der doch recht beachtlichen Anzahl von SaaS Startups in Deutschland, ist der Markt für junge Unternehmen in den Bereichen IaaS und PaaS so gut wie nicht vorhanden. ScaleUp Technologies wollte als Spin-off der internet4YOU, bereits 2009 IaaS in Form von Rechenleistung und Speicherplatz aus Deutschland heraus anbieten. Mittlerweile nutzen sie die dafür selbst entwickelte Plattform, um diese großen Telkos zu verkaufen. Im Bereich PaaS halten cloudControl und Scalarium die Fahne hoch.

Wie daran gut zu erkennen ist, es fehlt an Kapital, um Infrastructure Services aufzubauen. Scalarium und cloudControl setzen als Grundlage auf die Amazon Web Services und setzen ihre Plattform für das Cloud Hosting oben drauf. VCs investieren lieber in den Consumer Markt, was auch an der Akzeptanz des Cloud Computing in Deutschland liegen mag.

Dabei zeigen aktuelle Zahlen einen sehr positiven Trend, der auch schon während des Aufkommen des Cloud Computing prognostiziert wurde. So wird der Software-as-a-Service Markt in diesem Jahr um 17,9% auf 14.5 Milliarden US-Dollar wachsen. Alleine in Westeuropa auf 3,2 Milliarden Dollar. Zudem wird der gesamte deutsche Markt für Cloud Computing in diesem Jahr die Umsatzgrenze von 5 Milliarden Euro überschreiten und damit um fast 50 Prozent wachsen.

Die Deutsche Telekom kann Einfluss haben

Die Telekom kann und wird mittelfristig dafür sorgen, dass sich Cloud Computing auch endlich in der Breite in Deutschland etabliert. Ein Signal kann bereits der British American Tobacco Deal sein. Die Studien zeigen darüber hinaus bereits einen deutlichen Trend, der sich nun – z.B. mit der Telekom Cloud – auch auf den Markt für Privatkunden auswirken wird. Zudem existieren neben der Telekom weitere Cloud Computing Anbieter im selben Segment, die zwar nur die Geschäftskunden ansprechen, aber ebenfalls beachtenswerte Angebote haben.

Von besonderer Bedeutung wird weiterhin der Datenschutz im dafür sehr sensiblen Deutschland bleiben, was zu einem Standortvorteil werden kann, es zwangsläufig aber nicht sein muss. Hier muss weiterhin viel Vertrauen und Transparenz aufgebaut werden. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile allerdings viele Nutzer von Apples iCloud sowie Dropbox oder weiteren Cloud Storage Anbietern. Es ist also nur eine Frage der Zeit. Betrachtet man zudem den z.T. sehr lockeren Umgang mit privaten Daten in den sozialen Netzwerken, handelt es sich bei der Cloud Skepsis eher um ein Generationsproblem.

PS: Übrigens Deutschland, Big Data – ein Cloud Computing Use Case – steht auch schon länger vor der Tür! 😉

By Rene Buest

Rene Buest is Gartner Analyst covering Infrastructure Services & Digital Operations. Prior to that he was Director of Technology Research at Arago, Senior Analyst and Cloud Practice Lead at Crisp Research, Principal Analyst at New Age Disruption and member of the worldwide Gigaom Research Analyst Network. Rene is considered as top cloud computing analyst in Germany and one of the worldwide top analysts in this area. In addition, he is one of the world’s top cloud computing influencers and belongs to the top 100 cloud computing experts on Twitter and Google+. Since the mid-90s he is focused on the strategic use of information technology in businesses and the IT impact on our society as well as disruptive technologies.

Rene Buest is the author of numerous professional technology articles. He regularly writes for well-known IT publications like Computerwoche, CIO Magazin, LANline as well as Silicon.de and is cited in German and international media – including New York Times, Forbes Magazin, Handelsblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche, Computerwoche, CIO, Manager Magazin and Harvard Business Manager. Furthermore Rene Buest is speaker and participant of experts rounds. He is founder of CloudUser.de and writes about cloud computing, IT infrastructure, technologies, management and strategies. He holds a diploma in computer engineering from the Hochschule Bremen (Dipl.-Informatiker (FH)) as well as a M.Sc. in IT-Management and Information Systems from the FHDW Paderborn.

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