Das Jahr 2013 neigt sich dem Ende und es ist wieder einmal an der Zeit in die Glaskugel für das kommende Jahr zu schauen. Hierzu habe ich mir zehn Themen herausgegriffen von denen ich glaube, dass Sie im Cloud Bereich relevant sein werden.
1. Die AWS vs. OpenStack API Diskussion wird niemals enden
Diese Vorhersage gilt übrigens auch für die Jahre 2015, 2016 usw. Sie hört sich im ersten Moment lustig an. Allerdings nerven diese Diskussionen langsam. OpenStack hat ganz andere Probleme, als sich ständig mit den Amazon Web Services (AWS) vergleichen zu lassen. Zumal die Unruhen, die ständig von außen hinein getragen werden, nicht weiterhelfen. Wenn die OpenStack API zu 100% kompatibel mit der AWS API sein soll, dann kann sich OpenStack gleich in Eucalyptus umbenennen!
Die OpenStack Community muss ihren eigenen Weg finden und es den Service Providern ermöglichen, abseits vom Branchenprimus AWS, eigene Angebote aufbauen zu können. Allerdings liegt diese Mammutaufgabe wiederum nur in den Händen der Anbieter. Schließlich handelt es sich bei OpenStack nur um einen großen Baukasten von Lösungen für den Aufbau von Cloud Computing Infrastrukturen. Was am Ende (Geschäftsmodell) dabei herauskommt, ist nicht die Aufgabe der OpenStack Community.
Mehr unter “Gefangen im goldenen Käfig. OpenStack Provider sitzen in der Falle.”
2. Die Sicherheit erhält mehr Gewicht
Unabhängig von dem jüngsten NSA Skandal wurde schon immer die Sicherheit und das Vertrauen von (Public) Cloud Anbietern in Frage gestellt. Dabei sind (Public) Cloud Anbieter sicherheitstechnisch besser aufgestellt, als es die meisten Unternehmen weltweit sein können. Das liegt zum einen an den Ressourcen (Hardware, Software, Rechenzentrum und Personal) die in das Thema Sicherheit investiert werden. Zum anderen aber insbesondere daran, dass es sich dabei um ihr Kerngeschäft handelt, den reibungslosen und sicheren Betrieb sicherzustellen.
Vertrauen ist die Grundlage einer jeden Beziehung. Das gilt sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld. Das hart erarbeitete Vertrauen der letzten Jahre wird derzeit auf die Probe gestellt und die Anbieter tun gut daran, sich weiter zu öffnen. “Security through obscurity” ist ein veraltetes Konzept. Die Kunden benötigen und wollen mehr Klarheit darüber, was mit ihren Daten passiert. Das wird sich je nach Region der Erde unterscheiden. Aber zumindest in Europa werden die Kunden ihren Anbieter deutlich härter auf die Probe stellen.
Mehr unter “Wie schützen Unternehmen ihre Daten gegen die Überwachung in der Cloud?”
3. Die Private Cloud bleibt attraktiv
Die Private Cloud ist finanziell und hinsichtlich der Ressourcenallokation (Skalierbarkeit, Flexibilität) nicht die attraktivste Form der Cloud. Dennoch wird sie, ungeachtet der Prognosen mancher Marktforscher, nicht ihre Bedeutung verlieren. Im Gegenteil, hier wird die Sensibilität der Entscheider trotz des Kostendrucks unterschätzt, welche die Kontrolle und Hoheit über die Daten und Systeme behalten wollen. Das spiegelt sich auch in aktuellen Zahlen von Crisp Research wieder. Demnach wurden in Deutschland im Jahr 2013 nur etwa 210 Millionen Euro für Public Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ausgegeben. Hingegen lagen die Investitionen für Private Cloud Infrastrukturen bei 2,3 Milliarden Euro.
Eine aktuelle Studie von Forrester zeigt zudem:
“From […] over 2,300 IT hardware buyers, […] about 55% plan to build an internal private cloud within the next 12 months.”
Das heißt nun nicht, dass Deutschland das Land der Private Clouds werden muss. Schließlich geht es immer um den spezifischen Workload und Use Case, der in einer Private oder Public Cloud abgebildet wird. Es zeigt aber einen deutlichen Trend hin zu einer weiteren Form wie Cloud Computing in Zukunft genutzt wird.
4. Willkommen Hosted Private Cloud
Nachdem ebenfalls Salesforce auf den Zug aufgesprungen ist, wird klar, dass Unternehmenskunden sich mit der Nutzung einer reinen Public Cloud nicht anfreunden können. In Kooperation mit HP hat Salesforce eine dedizierte Variante seiner Cloud Angebote angekündigt – “Salesforce Superpod”.
Dieser extreme Wandel in Salesforce Strategie bestätigt unsere Untersuchung des europäischen Cloud Markts. Unternehmen sind interessiert an Cloud Computing und dessen Eigenschaften (Skalierbarkeit, Flexibilität oder Pay per use). Allerdings gestehen sie sich selbst ein, dass sie nicht über das Wissen und die Zeit verfügen oder es einfach nicht (mehr) zu ihrem Kerngeschäft gehört, IT-Systeme zu betreiben und dies stattdessen von dem Cloud-Anbieter übernehmen lassen. Es geht also um eine flexible Art von Managed Services. Darauf sind Public Cloud Anbieter nicht vorbereitet, da ihr Geschäft darin besteht, hochstandardisierte Infrastrukturen, Plattformen, Applikationen und Services bereitzustellen.
Hier besteht die Chance für Anbieter von Business Clouds. Also Cloud Anbieter, die kein Public Cloud Modell fahren, sondern anhand von Managed Services den Kunden dabei helfen, den Weg in die Cloud zu meistern und den Betrieb übernehmen und damit einen „Alles aus einer Hand“ Service bieten. Das erfolgt im Normalfall nicht auf einer Shared-Infrastructure sondern innerhalb einer Hosted Private Cloud bzw. einer Dedicated Cloud bei der sich ein Kunde explizit in einem isolierten Bereich befindet. Professional Services runden das Portfolio ab, die bei der Integration, Schnittstellen und der Weiterentwicklung helfen. Business Clouds sind auf Grund dieser Serviceleistungen, Exklusivität und höherer Sicherheit (in der Regel physikalische Isolation) teurer als Public Clouds. Betrachtet man jedoch den Aufwand, den man als Unternehmen selbst in der einen oder anderen Public Cloud betreiben muss, um tatsächlich erfolgreich zu sein oder sich Hilfe von einem der zertifizierten Systemintegratoren holt, dann ist der Kostenvorteil meist eliminiert.
5. Die Hybrid Cloud bleibt der Dauerbrenner
Die Hybrid Cloud ist ein Dauerbrenner während der Diskussionen um die Zukunft der Cloud. Aber sie ist real. International wird die die Public Cloud zunächst überwiegend eingesetzt, um kurzfristig auf Ressourcen und Systeme ohne großen Aufwand und bequem Zugriff zu erhalten. Langfristig betrachtet wird sich dies in eine Hybrid Cloud formen, indem IT-Abteilungen auch ihre eigenen Infrastrukturen auf das Level einer Public Cloud (Skalierbarkeit, Self-Service, usw.) bringen, um ihre internen Kunden zu versorgen. In Deutschland und Europa ist es genau umgekehrt. Hier wird bevorzugt auf Private Clouds gesetzt, da die Themen Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität besitzen. Europäer müssen und werden sich erst an die Public Cloud gewöhnen, um gewisse Teile – zum Teil auch kritischere Systeme – mit einer Public Cloud zu verbinden oder teilweise darin auszulagern.
Grundsätzlich wird es bei der Hybrid Cloud verstärkt um die Beweglichkeit der Daten gehen. Das bedeutet, dass die Daten eher lokal in einer eigenen Infrastruktur gehalten werden und für die Verarbeitung in eine andere Cloud, z.B. Public Cloud, verschoben wird, um anschließend wieder innerhalb der lokalen Infrastruktur abgelegt zu werden. Dabei muss es sich nicht immer wieder um dieselbe Cloud eines Anbieters handeln, sondern je nach Kosten, Service Level und Anforderungen mehrere Clouds betreffen.
6. Die Multi Cloud ist Realität
Das Thema Multi-Cloud wird derzeit insbesondere im IaaS-Umfeld stark diskutiert, um das Risiko zu streuen und die Kosten und Leistungen unterschiedlicher Cloud-Infrastrukturen optimal ausnutzen zu können. Aber ebenfalls im SaaS-Umfeld muss das Thema unbedingt eine höhere Bedeutung zugesprochen werden, um Daten- und Insellösungen in Zukunft zu vermeiden, die Integration zu vereinfachen und Unternehmen bei ihrer Adaption ihrer Best-of-Breed Strategie zu unterstützen.
Ungeachtet diesen Erwartungen ist der Multi-Cloud Einsatz bereits Realität, indem Unternehmen mehrere Cloud Lösungen von vielen unterschiedlichen Anbietern einsetzen, auch wenn diese noch nicht (vollständig) miteinander integriert sind.
Mehr unter “Wir leben bereits in einer Multi-Cloud getriebenen Welt“.
7. Die Mobile Cloud kommt endgültig an
Mittlerweile gibt es Anbieter, die den Mobile Cloud Claim für ihr Marketing entdeckt haben. Viel zu spät. Tatsache ist, dass wir seit der Einführung der ersten Smartphones in einer Mobile Cloud Welt leben. Der Großteil aller Daten und Informationen, auf die wir von Smartphones und Tablets zugreifen, befinden sich nicht mehr auf dem lokalen Endgerät sondern auf einem Server in der Cloud.
Lösungen wie Amazon WorkSpaces oder Amazon AppStream unterstützen diesen Trend. Auch wenn Unternehmen noch vorsichtig mit dem Auslagern von Desktops sind, wird Amazon WorkSpaces diesen Trend stärken, wovon auch Anbieter wie Citrix und VMware profitieren werden. Amazon AppStream unterstreicht die Mobile Cloud im vollen Umfang, indem graphikintensive Anwendungen und Spiele vollständig in der Cloud verarbeitet und nur auf das Endgerät gestreamed werden.
Mehr unter “Die Mobile Cloud ist der wahre Megatrend” und “Die Bedeutung von mobilen und cloud-basierten Arbeitsweisen wächst stetig“.
8. Hybrid PaaS ist der Top-Trend
Die Bedeutung von Platform-as-a-Services (PaaS) nimmt stetig zu. Beobachtungen und Gespräche mit Anbietern, die bisher kein Mittel gegen Amazon AWS im Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Umfeld gefunden haben, zeigen, dass diese ihre reinen Compute und Storage Angebote vertikal um einen PaaS erweitern werden und damit versuchen, die Gunst der Entwickler zu gewinnen.
Andere Trends zeigen, dass Private PaaS bzw. Hosted Private PaaS versuchen Marktanteile zu gewinnen. cloudControl hat mit der Application Lifecycle Engine seinen Public PaaS in einen Private PaaS gekapselt, mit dem Unternehmen einen eigenen PaaS in einer selbstverwalteten Infrastruktur betreiben können. Zusätzlich lässt sich eine Brücke zu einem Hybrid PaaS aufspannen. IaaS Anbieter Pironet NDH hat das Windows Azure Pack von Microsoft adaptiert, um auf dieser Basis einen Azure PaaS innerhalb einer gehosteten privaten Umgebung anzubieten. Das ist aus diesem Grund interessant, da hiermit die Lücke zwischen einem Public und einen Private PaaS geschlossen wird. Mit einem Private PaaS haben Unternehmen zwar wieder vollständige Kontrolle über die Umgebung, müssen diese aber ebenfalls aufbauen und verwalten. Innerhalb einer gehosteten Variante sorgt der Anbieter dafür.
9. Partner Ökosysteme werden wichtiger
Public Cloud Anbieter sollten sich verstärkt darum kümmern, ein hochqualitatives Netzwerk von Partnern und ISVs aufzubauen, um Kunden den Weg in die Cloud zu ebnen. Das bedeutet, dass der Channel verstärkt in Anspruch genommen werden sollte, um auf eine breite Basis von Kunden zu treffen, die potentielle Kandidaten für die Cloud sind. Der Channel wird jedoch mit dem Problem kämpfen, ausreichend gut ausgebildete Mitarbeiter für das Zeitalter der Cloud zu finden.
10. Cloud Computing wird einfacher
In 2014 werden Angebote auf dem Markt erscheinen, welche die Nutzung des Cloud Computing einfacher machen. Bei diesen Angeboten muss den “Randthemen” der Verfügbarkeit und Skalierbarkeit weniger Beachtung gewidmet werden. Stattdessen können sich Cloud Nutzer auf ihre tatsächlichen Kernkompetenzen konzentrieren und ihre Energie in die Entwicklung der eigentlichen Applikation investieren.
Ein Beispiel: Infrastructure-as-a-Service Marktführer Amazon AWS sagt zwar, dass sich IT-Abteilungen durch die Nutzung der AWS Public Cloud nicht mehr um die Beschaffung und Wartung der notwendigen physikalischen Infrastruktur kümmern müssen. Stattdessen verlagert sich die Komplexität jedoch eine Ebene höher. Auch wenn mittlerweile zahlreiche Tutorials und Whitepaper existieren, spricht AWS öffentlich nicht aussagekräftig darüber, dass Skalierbarkeit und Verfügbarkeit innerhalb einer Scale-out Cloud Infrastruktur beliebig kompliziert werden kann. Das sind Kosten die niemals vernachlässigt werden dürfen.
Ein Tipp: (Hosted) Community Clouds
Ich sehe ein wachsendes Potential für die Community Cloud (MEHR HIER), die derzeit noch keine große Verbreitung hat. In diesem Zusammenhang sehe ich zudem einen Wechsel von einer zurzeit stark ausgeprägten Zentralität zu einer Semi-Dezentralität.
Die meisten Unternehmen und Organisationen sehen in der Public Cloud einen großen Vorteil und wollen in ihren Genuss kommen, um Kosten zu reduzieren, ihre IT zu konsolidieren und gleichermaßen mehr Skalierbarkeit und Flexibilität erhalten. Auf der anderen Seite sind Zukunftssicherheit, Vertrauen, Unabhängigkeit und Kontrolle wichtige Artefakte, die niemand gerne aufgeben möchte.
Die Community Cloud ist der Mittelweg, um beides zu erreichen. Zukunftssicherheit, Vertrauen, Unabhängigkeit und Kontrolle durch den Einfluss, was in der Community Cloud passiert und die Vorteile einer Public Cloud, durch das Partizipieren von einer echten Cloud Infrastruktur.
Es stehen mittlerweile einige Lösungen bereit, die als Basis für die eigene professionelle Cloud genutzt werden können. Dabei sollte man jedoch immer ein Auge auf die grundlegende Infrastruktur richten, die das Rückgrat der gesamten Cloud bildet. In diesem Zusammenhang darf man auch nicht den Aufwand unterschätzen, den es bedeutet, eine professionelle Cloud-Umgebung aufzubauen, ordnungsgemäß zu betreiben und zu warten. Weiterhin sind die Kosten für die notwendigen physikalischen Ressourcen zu kalkulieren.
Aus diesem Grund macht es für viele kleinere und mittlere Unternehmen, aber auch Bürogemeinschaften, Co-Working Spaces oder regelmäßige Projektpartnerschaften Sinn, den Community Cloud Gedanken in Betracht zu ziehen, um in den Genuss der Public Cloud (Shared Umgebung) zu kommen aber weiterhin Einfluss auf die Zukunftssicherheit, das Vertrauen, die Unabhängigkeit und Kontrolle der Umgebung zu haben und Kostenvorteile u.a. durch Ressourcenallokation zu erzielen. Hierzu sollte man sich zudem überlegen, ein Team aufzubauen, dass sich exklusiv um den Aufbau, Betrieb, die Administration und Wartung der Community Cloud kümmert. Dafür ist kein eigenes Rechenzentrum oder eine Co-Location erforderlich. Ein IaaS-Anbieter kann dazu als ideale Basis für eine Hosted Community Cloud dienen.
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