Im Jahr 2014 erwartet der Infrastructure-as-a-Service Markt weltweit ein Gesamtumsatz von geschätzten 6 Milliarden Dollar. Ein guter Grund in diesem Cloud Segment sein Glück zu versuchen. Zahlreiche Anbieter sind in den letzten Jahren auf diesen Zug aufgesprungen und versuchen dem Platzhirsch Amazon Web Services (AWS) Marktanteile abzunehmen. Keine leichte Aufgabe, da sich die Innovationskurve der meisten Verfolger im Vergleich zu AWS eher flach verhält. Ein Grund besteht in dem versteiften Festhalten an dem Wort Infrastruktur in Infrastructure-as-a-Services. Argumente, wegen einer deutlich höheren Performance von AWS zu einem Mitbewerber zu wechseln hören sich im ersten Moment verlockend an. Aber unterm Strich zählt der Reifegrad des Portfolios und der Blick über das gesamte Angebot und nicht nur ein kleiner Bereich, in dem man sich einen technologischen Vorsprung verschafft hat.
Infrastructure-as-a-Services meinen tatsächlich Services
Auch wenn die Amazon Web Services der erste IaaS Anbieter am Markt war, nimmt das Wort „Web-Services“ eine zentrale Rolle in der Philosophie des Unternehmens ein. Gestartet mit den grundlegenden und zentralen Services Amazon EC2 (Rechenleistung, virtuelle Maschine) und Amazon S3 (Speicherplatz) wurden in sehr kurzen Zeiträumen immer weitere neue Services ausgerollt, die mit Infrastruktur nur im weitesten Sinne etwas zu tun haben. Services wie Amazon SQS, Amazon SNS, Amazon SWF oder Amazon SES helfen AWS-Kunden dabei, die Infrastruktur zu nutzen. Das Starten einer einzigen Amazon EC2 Instanz ist nämlich genauso viel Wert, wie ein virtueller Server bei einem klassischen Webhoster. Nicht mehr und nicht weniger – und ist im Endeffekt monatlich sogar noch teurer. Wer also hofft, in Zukunft weiterhin mit Infrastrukturkomponenten – virtueller Rechenleistung, Speicherplatz, Gateway usw. – auf die Party eingeladen zu werden, wird wohl draußen bleiben müssen.
Sich aus dem Preiskampf, den sich Amazon, Microsoft und Google derzeit liefern, weitestgehend herauszuhalten ist ebenfalls ratsam. Dieser erfreut zwar die Kunden, wird früher oder später aber zu einer Marktbereinigung führen. Außerdem, wenn man sich anschaut wie Jeff Bezos Amazon führt (bspw. Kindle Strategie), lässt er sich auf jede Preisschlacht ein, nur um Marktanteile zu gewinnen. Daher sollten IaaS Anbieter das Kapital lieber nutzen, um die Attraktivität des Portfolios zu erhöhen. Kunden sind bereit für Innovationen und Qualität zu bezahlen. Darüber hinaus sind Entscheider bereit für Lösungen aus der Cloud teilweise dasselbe und sogar mehr auszugeben wie für on-Premise Angebote. Die Bedeutung liegt verstärkt auf der Flexibilisierung der Unternehmens-IT, um dem Unternehmen damit mehr Agilität zu verschaffen.
Hierzu ein Tweet von meinem Freund und Analysten-Kollegen Ben Kepes aus Neuseeland, der den Nagel ironisch auf den Kopf trifft.
Next month's headline in the cloudy times: "AWS/Google/Azure announces it will pay customers to use their service"
— Ben Kepes (@benkepes) July 10, 2013
Vertikale Services sind die Zukunft der Cloud
Der Infrastructure-as-a-Services Markt hat bei weitem noch nicht seinen Zenit erreicht. Dennoch ist Infrastruktur zur Commodity geworden und ist nichts Innovatives mehr. Wir sind an einem Punkt in der Cloud angekommen, wo es darum geht, die Cloud Infrastrukturen zu nutzen, um darauf Services vertikal aufzubauen. Dafür sind Unternehmen und Entwickler neben virtueller Rechenleistung und Speicherplatz auf Services von dem Anbieter angewiesen, um das eigene Angebot performant, skalierbar und ausfallsicher zu betreiben. Trotz des mittlerweile umfangreichen Service-Portfolios von Anbietern wie Amazon, Microsoft und Google ist weiterhin viel Zeit, Wissen, Aufwand und somit auch Kapital notwendig, um diesen Zustand zu erreichen. Weiterhin werden von den Anbietern nur proprietäre infrastrukturnahe Services angeboten, um mit der Infrastruktur zu arbeiten. Alles Weitere muss selbst unter Zuhilfenahme dieser Services entwickelt werden.
Aus diesem Grund fehlen dem Markt Anbieter von externen Service-Portfolios, die von Unternehmen und Entwicklern genutzt werden können, um fertige Services, die auf den Infrastrukturen und Plattformen selbst entwickelt werden müssten, on-Demand einzusetzen. Solche Mehrwertdienste lassen sich für ein bestimmtes Geschäftsszenario horizontal in die vertikalen Services integrieren und bei Bedarf nutzen. Diese BBaaS (Business-Bricks-as-a-Services) fügen sich anbieterunabhängig in bestehende Infrastructure-as-a-Services und Platform-as-a-Services ein und schaffen für den Nutzer einen Mehrwert. Die einzelnen Geschäftsbausteine sind standardisiert und bereits hochskalierbar und hochverfügbar als Web-Services implementiert und lassen sich einfach und ohne großen Aufwand integrieren.
Mehr zu dem BBaaS Konzept gibt es unter: Business-Bricks-as-a-Service (BBaaS) – Geschäftsbausteine in der Cloud.
One reply on “Infrastruktur ist Commodity! Vertikale Services sind die Zukunft der Cloud.”
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