Seit Beginn des Cloud Computing versuchen die alten Hardwarehersteller ihr Geschäft vor Umsatzeinbrüchen zu retten, indem sie ihre Speicherlösungen wie NAS (Network Attached Storage) oder anderweitige Lösungen als “Private Cloud” Produkte verkaufen, um sich damit gegen echte flexible, skalierbare und verfügbare Lösungen aus der Cloud zu positionieren. Der Amerikaner nennt diese Art des Marketing “Cloud-Washing”. Selbstverständlich nutzen diese Anbieter die aktuelle politische Lage (PRISM, Tempora, usw.), um das Marketing um ihre Produkte weiter zu verstärken. Tragischerweise springen auch junge Unternehmen auf diesen Zug mit auf. Denn was die Alten können, dürfen sie schließlich auch. Falsch gedacht. Was diese Anbieter jedoch überhaupt nicht interessiert ist, dass sie echte Anbieter von Cloud Computing Lösungen damit rücksichtslos mit Füßen treten. Das ist falsch und eine Wettbewerbsverzerrung, da mit Marketingfloskeln geworben wird, die nachweislich nicht erfüllt werden können. Unterm Strich wird also nicht nur der Mitbewerb und die Cloud von diesen Anbietern in ein falsches Licht gerückt, sondern ebenfalls dem Kunden ein Produkt mit falschen Vorstellungen verkauft. Der eine oder andere Entscheider wird mit Sicherheit bald sein böses Erwachen erleben.
Hintergrund: Cloud Computing vs. Cloud-Washing
Auf CloudUser sind in den letzten Jahren viele Artikel zum Thema Cloud-Washing erschienen. Hier eine kleine Auswahl:
- Woran erkennt man echtes Cloud Computing?
- Die eigene Cloud bauen mit… – CloudWashing par excellence!
- Hört endlich mit eurem CloudWashing auf! Ihr habt eh verloren!
- CloudWashing: 16 Aussagen die beschreiben, dass es sich nicht um Cloud Computing handelt
- Cloud Washing: D-Link führt seine Kunden an der Nase herum
- CIOs sind genervt von falschen Cloud Services und deren Marketing (CloudWashing)
- Checkliste: Überprüfen Sie einen Cloud Computing Anbieter auf Echtheit
- Oracle treibt sein Cloud-Washing tapfer voran
- Jedes dritte deutsche Unternehmen nutzt die Cloud. Ehrlich? Glaube ich nicht!
- Erbärmlich: Protonet und sein Cloud Marketing
Was sagt denn Wikipedia?
Private Cloud, laut Wikipedia
“Private Cloud – die private Rechnerwolke – bietet Zugang zu abstrahierten IT-Infrastrukturen innerhalb der eigenen Organisation (Behörde, Firma, Verein).”
Nach der NIST Definition, laut Wikipedia
Das NIST listet fünf essenzielle Charakteristika für Cloud-Computing
- Selbstzuweisung von Leistungen aus der Cloud durch den oder die Nutzer, die bei Bedarf bereitstehen soll (“Self-service provisioning” und “As-needed availability”).
- Skalierbarkeit bietet die Entkopplung von Nutzungsschwankungen und Infrastrukturbeschränkungen (Scalability).
- Zuverlässigkeit (“reliability”) und Ausfalltoleranz (“fault-tolerance”) garantieren permanent definierte Qualitätsstandards der IT-Infrastruktur für den Nutzer.
- Optimierung und Konsolidierung bietet Effizienz und Ökonomie in Anpassung an fortlaufende Umweltschutzstandards, die sukzessive vom Cloud-Diensteanbieter optimiert werden können (Optimization/Consolidation).
- Qualitätssicherung und -kontrolle kann fortlaufend durch den Diensteanbieter überwacht und sichergestellt werden, ohne dass die Nutzer belastet werden müssten (QoS – Quality of Service).
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cloud-Computing
Top Cloud Computing Washer
Protonet
Der neueste Geniestreich aus der Hamburger Startup-Szene. Ein NAS mit einer graphischen Oberfläche für Social Collaboration in einer wirklich(!) hübschen orangen Box wird als Private Cloud vermarktet. Dabei wird selbstverständlich das PRISM-Pferd geritten.
ownCloud
Bis auf den Namen steckt grundsätzlich erst einmal nicht viel Cloud in ownCloud. ownCloud ist ein Stück Software mit der sich – nicht ohne großen Aufwand – ein (echter) Cloud-Storage aufbauen lässt. Dafür wird natürlich auch ein Betriebssystem, Hardware und vieles mehr benötigt.
Synology
Synology schreibt selbst, dass sie “… ein Anbieter von dedizierten Network Attached Storage (NAS)-Produkten.” sind. Fein, warum dann auf den Private Cloud Zug aufspringen? Klar, verkauft sich derzeit gut. Wenn aus der Cloud bald Qloud werden sollte, dann verkauft Synology bestimmt auch Private Qlouds.
D-Link
D-Link ist auch nicht von schlechten Eltern. In einer Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr hieß es großzügig:
D-Link, der Netzwerkexperte für das digitale Zuhause, erweitert die Cloud-Familie um einen neuen Router: Mit dem tragbaren DIR-506L lässt sich die persönliche Datenwolke bequem in die Tasche stecken.
und
D-Link investiert konsequent in die Entwicklung von Cloud Produkten sowie Services. … Bereits verfügbar sind die Cloud Router … mehrere Netzwerkkameras sowie der Netzwerk-Videorekorder …
D-Link cloudifiziert mittlerweile sogar Netzwerkkameras und Netzwerk-Videorekorder, nur um über den Cloud-Zug den Absatz zu erhöhen. Wohlgemerkt auf Kosten und dem Rücken der Kunden.
Oracle
Oracle liebt Hardware und Lizenzen. Das war auch anfangs deutlich zu merken. Vorkonfigurierte Applikationsserver, die für eine monatliche Gebühr anzumieten waren und dann im Rechenzentrum des Kunden installiert werden sollten, wurden als Infrastructure-as-a-Service vermarket. Langsam fängt sich der Anbieter jedoch. Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die Kooperation mit Salesforce auf Larry Ellison haben wird. Er wird sich bestimmt immer noch ärgern, dass er die Sun Cloud Technologie nach der Übernahme einfach nicht mehr beachtet hat.
Weitere Tipps sind erwünscht
Das sind nur ein paar Anbieter, die den Cloud Computing Zug nutzen, um ihr bestehendes oder sogar neues Geschäftsmodell zu sichern. Wer weitere Tipps hat, darf diese mit dem Betreff “Cloud-Washer” gerne an clouduser[at]newagedisruption[.]com senden.