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Kommentar

Amiando kennt offensichtlich keine Selbstverantwortung in der Cloud!

Dem einen oder anderen ist Amiando, der Event und Ticketingservice, sicherlich ein Begriff. Bisher hat das System soweit auch gut funktioniert. Die letzten beiden Tage haben jedoch deutlich gemacht, dass Amiando aus dem Outage bei Amazon über Ostern scheinbar keine Lehren gezogen hat und sich der Selbstverantwortung in der Cloud nicht bewusst ist. Stattdessen weißt das Unternehmen die Schuld von sich und gibt die gesamte Verantwortung an seinen Infrastrukturanbieter ab.

Was war passiert

Vor zwei Tagen erhielt ich mehrere E-Mails und Telefonanrufe von potentiellen Teilnehmern einer Veranstaltung die ich derzeit organisiere. Sie baten mich darum, die E-Mail bzw. den Anruf als Gegenstand der Anmeldung zu betrachten und Ihnen eine Rechnung zu schicken. Ich verwies auf die Registrierungsseite, da die Anmeldung etc. an einen externen Dienstleister abgegeben wurde und ich keine Möglichkeit habe eine Eintrittskarte auszustellen. Die Reaktion der potentiellen Teilnehmer war einfach: “Die Registrierung funktioniert nicht. Da ist kein Eingabefeld.” Mir stellt sich die Frage, wie viele potentielle Teilnehmer sich nicht gemeldet haben und zu einer Veranstaltung, bei der die Registrierung schon nicht funktioniert, gehen wollen.

Das ich davon nicht alleine betroffen war beweißt der folgende Tweet:

Amiando gibt O2 die Schuld

Ein Anruf beim Amiando Support ergab folgendes Ergebnis. Im Kontext:

Unser Infrastrukturdienstleister O2 hat gerade Probleme, von denen wir auch betroffen sind. Der Host auf dem wir uns befinden funktioniert nicht einwandfrei. Dafür können wir leider nichts, es tut uns aber sehr leid.

Kennen wir diese Aussagen nicht irgendwoher? Richtig, als Amazon seinen Ausfall hatte, argumentierte Mobypicture mit einem ähnlichen Wortlaut.

Amiando: Ihr tragt die Verantwortung!

Natürlich ist es sehr einfach die Schuld nach unten durchzureichen. Aber liebes Amiando Team, so einfach ist dann doch nicht! Ihr bietet eine Lösung á la Software-as-a-Service an. Somit tragt auch ihr die Verantwortung dafür, dass der Service einwandfrei funktioniert. Das die Infrastruktur nicht funktioniert, kann schon mal passieren. Wir erinnern uns: “Everything fails, all the time” (Werner Vogels, CTO Amazon.com). Aber gerade deswegen muss das Design der Software den Regeln des Cloud Computing entsprechen, unter anderem der Hochverfügbarkeit!

Mehr als ein Anbieter

Um eine Cloud Infrastruktur, auf welcher die Software betrieben wird, scheint es sich bei O2 nicht zu handeln, sonst wäre nicht die Rede von einem einzigen Host gewesen. Also Fehlerquelle Nummer Eins: Nur ein Host. Fehlerquelle Nummer Zwei: Nur ein Anbieter, der dann auch noch die Schuld für alles bekommt! Ich stelle mich hier nicht auf die Seite von O2 oder sonstiger Infrastrukturanbieter. Aber für den zuverlässigen Betrieb der Software seid ihr, Amiando zuständig.

Aus diesem Grund müssen sich die Überlegungen in Zukunft in die Richtung einer Multivendor Strategie bewegen. Nicht alles auf eine Anbieterkarte setzen und die Software intelligent verteilen. Denn selbst wenn die SLAs mit O2 noch so hart verhandelt wurden und O2 sich damit eine hohe Strafe einhandelt. Na und? Der Imageverlust bei den Kunden ist deutlich höher als die paar Euro die ihr, Amiando bekommen werdet.

Zu guter letzt

Man muss sich daher die Frage stellen, ob es sich bei Amiando tatsächlich um einen Cloud Service handelt. Abgesehen von dem Abrechnungsmodell (Berechnung pro Teilnehmer), sieht das im Hintergrund nicht nach Cloud Computing aus. Der eine oder andere möge jetzt argumentieren, dass der Service über das Internet bereitgestellt wird und es daher Cloud Computing ist. Falsch! Cloud Computing bedeutet auch Hochverfügbarkeit und ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit. Das scheint bei Amiando aber nicht gegeben.

Liebes Amiando Team, ihr seid nicht günstig. Abhängig von der Teilnehmergebühr entstehen dabei nicht unwesentliche Kosten. Also nutzt die Einnahmen bitte auch, um einen einwandfreien Service zu garantieren!