Über viele Jahre hinweg wurde die Cloud als das disruptivste Element aller Zeiten betrachtet. Für die IT gilt dies unumstritten. Allerdings lassen sich nur schwer belastbare Argumente für den gesamten Enterprise-Stack finden. Die Cloud stellt alle notwendigen Tools bereit, mit welchen sich die Digitale Evolution auf einer sehr technischen Ebene unterstützt lässt, um Infrastrukturen, Plattformen und Software als Service zu beziehen, aufzubauen und zu betreiben. Damit muss die Cloud als die wesentliche Grundlage betrachtet werden. Für IT- als auch Unternehmenslenker besteht die Pflicht heute jedoch im Kontext der Artificial Intelligence (AI). Nur wenn sie es schaffen, das Wissen des Unternehmens und aller angrenzenden Umgebungen autonom zu sammeln, aggregieren und zu verarbeiten werden sie in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben.
Im Jahr 2016 hat der Hype um AI seinen derzeitigen Höhepunkt erreicht. Die Analysten von Tractica gehen davon aus, dass „der weltweit jährliche Umsatz mit AI von $643.7 Millionen in 2016 auf $38.8 Milliarden in 2025 anwachsen wird“. Der Umsatz für „AI Enterprise Applikationen wird von $358 Millionen in 2016 auf $31.2 Milliarden in 2025 anwachsen. Eine CAGR von 64,3 Prozent“.
Die Cloud ist gekommen um zu bleiben! Weiter geht’s…
Die Cloud stellt einen Meilenstein in der Informationstechnologie dar. Immer mehr Unternehmen weltweit betrachten dynamische Infrastrukturen und Plattformen als wesentlichen Teil ihrer IT-Strategie. In seinem jüngsten Report nennt Forrester Analyst Paul Miller einen wichtigen Hinweis, der das Cloud-Wachstum bestätigt. So hat Miller identifiziert, dass „Cloud-Anbieter wie IBM und Interoute ihre Strategien dahingehend ausgerichtet haben, kleinere Rechenzentren über mehrere Länder hinweg zu verteilen. Nun folgen ihnen ebenfalls ihre großen Rivalen, um weitere Länder auf die Karte ihrer Rechenzentrumslandschaft hinzuzufügen.“ Sie verfolgen damit zum einen das Ziel, die Nachfrage zu bedienen, aber ebenfalls die lokalen Marktanforderungen wie lokale Rechte zu erfüllen. Laut Miller „[…] zielen mehrere Cloud-Anbieter ebenfalls auf andere europäische Länder: Schweden, Finnland, Italien und weitere wie aus den letzten Ankündigungen hervorgeht“.
Es lässt sich somit festhalten, dass die Cloud endgültig angekommen ist und als Grundlage für das Digital Enterprise gilt, indem sie die notwendigen Infrastrukturen und Plattformen bzw. Services bereitstellt. Dies ist eine wichtige Erkenntnis. Schließlich befinden sich Unternehmen weltweit weiterhin inmitten ihres Digital Transformation Prozess. Auf diesem Weg sind sie auf Lösungen angewiesen, welche sie bei der technologischen Implementierung ihrer individuellen digitalen Strategie unterstützen, um eine Grundlage für neuartige Geschäftsmodelle und agile Geschäftsprozesse zu entwickeln.
Wer jedoch weiterhin denkt, dass es sich bei der Cloud um die disruptivste Kraft handelt, der sollte sich das Potential von AI genauer anschauen. Die Cloud ist lediglich ein Mittel zum Zweck, um ein modernes digitales Unternehmen aufzubauen, welches von heute an mit AI ausgebaut werden muss.
Willkommen in einer AI-defined World
Kommend von einer Infrastruktur-Perspektive sollte heute jedes IT-Managementsystem in der Lage sein, vollständig automatisiert, das existierende Wissen der IT-Umgebung zu nutzen. So sollte beispielsweise das IT-Managementsystem wissen, wenn das Speicherbackend eines E-Mail-Servers nicht mehr ausreichend Speicherplatz besitzt. Dies lässt sich simpel anhand des durchschnittlichen E-Mail-Aufkommens pro Tag vorhersagen. Wird ein bestimmter Schwellenwert erreicht, fügt das System automatisch bzw. autonom weiteren Speicherplatz aus einem Storage Pool (Software-defined Storage) oder einem angebundenen Cloud-Storage-Anbieter hinzu.
Allerdings handelt es sich bei dieser sogenannten AI-defined Infrastructure (AiDI) nur um einen Teil der AI-Geschichte. Und auch wenn IT-Infrastrukturen als selbstverständlich betrachtet werden, ist Unternehmen aus der Old Economy zu raten, ihre AI-Reise auf Infrastruktur-Ebene zu beginnen, um ihr AI-defined Enterprise von unten heraus mit einer Autonomous Automation zu unterstützen. Die vier folgenden Anwendungsfälle zeigen diesen Bottom-Up Ansatz und wie eine AI IT und Geschäftsprozesse unterstützt:
- CompuCom Systems nutzt Artificial Intelligence, um seine Cloud, Rechenzentren und Infrastrukturlösungen zu optimieren.
- UBS setzt auf Artificial Intelligence, um die Effizient und Effektivität zu verbessern und gleichzeitig das geistige Eigentum zu behalten.
- VirtusaPolaris integriert Artificial Intelligence in seine Kore Managed IT Solutions Platform.
- Kloeckner & Co implementiert Artificial Intelligence, um seine Digital-Strategie zu unterstützen.
Tractica hat etwa 200 weitere Enterprise AI Anwendungsfälle innerhalb von 25 Industrien identifiziert.
Anders als die Cloud hat Artificial Intelligence einen großen Einfluss auf den gesamten Enterprise Stack, indem nahezu jeder Unternehmensbereich disruptiv auf den Kopf gestellt werden kann. Zu potentiellen Einflussbereichen zählen:
- Ersatz wiederholbarer und manueller Aufgaben
- Medizinische Diagnose und Gesundheitswesen
- Automatisierter Kundenservice
- Echtzeit Übersetzung und Spracherkennung
- Identifizierung von Anomalien
- Einkaufsvorhersagen
- Betrugsaufdeckung
- Empfehlungsunterstützung
- Marktdatenanalyse
- Automatisiertes Trading
Hierbei handelt es sich nur um eine kleine Auswahl, wo AI einen potentiellen Einfluss nehmen wird. Es zeigt allerdings deutlich, dass der moderne Enterprise Stack vollständig mit Artificial Intelligence definiert werden muss, um ein AI-enabled Enterprise zu schaffen. Denn nur wenn Unternehmen ihr Wissen gezielt einsetzen und dies mit ihren angrenzenden Umgebungen kombinieren und damit ihre eigene AI erschaffen, werden sie in Zukunft wettbewerbsfähig sein.