Ich hatte es bereits nach der Bekanntmachung von Netflix, einige seiner Tools als Open-Source zur Verfügung zu stellen, geschrieben. Nun ist es passiert. Eucalyptus hat in seinem neuen 3.3 Release genau diese Netflix Tools integriert und bietet damit nun erstmalig mehr Funktionalität hinsichtlich Verfügbarkeit und Management für Applikationen innerhalb einer Private Cloud-Infrastruktur an. Weiterhin stehen neue Amazon Web Services (AWS) nahe Funktionen bereit.
Neue Funktionen in Eucalyptus 3.3
Eucalyptus 3.3 wurde neben den Netflix Tools um AWS-kompatible Funktionen wie Auto Scaling, Load Balancing und CloudWatch erweitert. Mit Auto Scaling lassen sich Regeln erstellen, um Workloads automatisch mit weiteren virtuellen Maschinen zu unterstützen, wenn eine bestimmte Lastgrenze erreicht ist. Dabei soll der Mechanismus exakt derselbe sein wie auf der Public Cloud Infrastruktur der Amazon Web Services. Weiterhin ist es nun möglich, Workloads automatisch zu AWS zu sklarieren
Chaos Monkey, Asgard und Edda
Der Chaos Monkey ist ein Service der auf den Amazon Web Services läuft, nach Auto Scaling Groups (ASGs) sucht Instanzen (virtuelle Maschinen) pro Guppe wahllos beendet. Dabei ist die Software flexibel genug entwickelt worden, dass sie ebenfalls auf den Plattformen anderer Cloud Anbieter funktioniert. Der Service ist voll konfigurierbar, läuft standardmäßig aber an gewöhnlichen Werktagen von 09.00 Uhr bis 15.00 Uhr. In den meisten Fällen hat Netflix seine Anwendungen so geschrieben, dass diese weiterhin funktionieren, wenn eine Instanz plötzlich Probleme hat. In speziellen Fällen passiert das bewusst nicht, damit die eigenen Leute das Problem beheben müssen, um daraus zu lernen. Der Chaos Monkey läuft also nur ein paar Stunden am Tag, damit sich die Entwickler nicht zu 100% auf ihn verlassen.
Bei Asgard handelt es sich um eine Web-Oberfläche, mit der das Deployment von Applikationen gesteuert und eine Cloud verwaltet werden kann. Netflix selbst nutzt Asgard, um seine virtuelle Infrastruktur auf den Amazon Web Services zu steuern.
Edda ist ein Service, den Netflix nutzt, um kontinuierlich seine benötigten AWS Ressourcen über die AWS APIs abzufragen. Mit Edda lässt sich über die aktiven Ressourcen suchen und der Status herausfinden. Der Hintergrund für Edda ist, dass virtuelle Instanzen in der Cloud ständig in Bewegung sind. Das bedeutet, dass sie ausfallen können und dafür neue gestartet werden müssen. Ebenso verhält es sich mit IP-Adressen, die von unterschiedlichen Anwendungen wiederwendet werden können. Hier gilt es den Überblick zu behalten, wobei Edda unterstützt.
Ursprünglich hat Netflix diese Tools für die AWS Cloud-Infrastruktur geschrieben. Durch das Open-Source Release und die Eucalyptus Adaption, können sie nun ebenfalls in einer Private Cloud genutzt werden.
Kooperation: Eucalyptus und Amazon Web Services
Im März 2012 hatten die Amazon Web Services und Eucalyptus eine Kooperation angekündigt, um die Migration von Daten zwischen der Amazon Cloud und Private Clouds besser zu unterstützen. Dabei ist die Kooperation unterschiedlich aufgebaut. Zunächst sollen sich Entwickler aus beiden Unternehmen darauf konzentrieren, Lösungen zu schaffen, die Unternehmenskunden dabei helfen sollen, Daten zwischen bestehenden Rechenzentren und der AWS Cloud zu migrieren. Weiterhin und noch bedeutender ist jedoch, dass die Kunden in der Lage sein sollen, dieselben Management Tools und die eigenen Kenntnisse für beide Plattformen zu nutzen. Darüber hinaus werden die Amazon Web Services Eucalyptus mit weiteren Informationen versorgen, um die Kompatibilität mit den AWS APIs zu verbessern.
Die ersten Früchte hat diese Kooperation mit dem Eucalyptus Release 3.3 nun getragen. Eucalyptus nähert sich stetig immer näher an die Funktionen der Amazon Web Services an. Meine Theorie, dass Amazon für den Bau der CIA Private Cloud möglicherweise Eucalyptus nutzt, ist daher nicht ganz unberechtigt.
Übernahme nicht unwahrscheinlich
CEO Marten Mickos scheint seinem Ziel ein Stück näher zu kommen. Während eines Gespräches im Juni 2012 erzählte er mir, dass seine erste Amtshandlung als neuer Eucalyptus CEO darin bestand, zum Telefonhörer zu greifen, Amazon anzurufen und das Interesse an einer Zusammenarbeit zu bekunden.
Wie ich es bereits in dem Artikel “Netflix veröffentlicht weitere Monkeys als Open-Source – Eucalyptus Cloud wird es freuen” geschrieben habe, hat Netflix mit der Veröffentlichung seiner Monkeys Eucalyptus damit kräftig in die Arme gespielt. Dies wird nicht zuletzt die Kooperation der Amazon Web Services und Eucalyptus weiter stärken, sondern Eucalyptus für Amazon als Übernahmeobjekt immer attraktiver machen.
Warum ich dieser Meinung bin, habe ich ausführlich unter “Amazon kauft Eucalyptus Cloud – Es ist nur eine Frage der Zeit” beschrieben.