Der eine oder andere wird bestimmt davon gehört haben. Nirvanix hat sich selbst ins Jenseits befördert. Der Enterprise Cloud Storage Service, der unter anderem eine große Kooperation mit IBM eingegangen war, hatte am 16. September 2013 plötzlich die Schließung angekündigt und seinen bestehenden Kunden zunächst eine Frist von zwei Wochen eingeräumt, ihre Daten zu migrieren. Der Zeitraum wurde mittlerweile auf den 15. Oktober 2013 verlängert, da die Kunden mehr Zeit für die Migration benötigen. Wie ein Nirvanix Kunde berichtet, hat dieser dort 20 Petabyte an Daten gespeichert.
Das Ende von Nirvanix
Wie aus dem nichts hat der Enterprise Cloud Storage Anbieter Nirvanix am 16. September 2013 sein Ende erklärt. Bis heute ist nicht bekanntgegeben worden, wie es dazu gekommen ist. Gerüchte sagen, dass eine weitere Finanzierungsrunde fehlgeschlagen sei. Weitere Gründe liegen scheinbar am fehlerhaften Management. So hatte das Unternehmen seit 2008 bis heute fünf CEOs. Vergessen sollte man allerdings auch nicht den starken Konkurrenzkampf im Cloud Storage Umfeld. Zum einen haben in den vergangenen Jahren viele Anbieter ihr Glück versucht. Zum anderen senken die beiden Platzhirsche Amazon Web Services mit Amazon S3 und Microsoft mit Azure Storage in regelmäßigen Zyklen die Preise für ihre Services, die ebenfalls Enterprise-fähig sind. Auch hat es für Nirvanix nichts genützt von Gartner als einer der Top Cloud Storage Service Anbieter genannt zu werden.
Besonders brisant ist die Tatsache, dass Nirvanix in 2011 einen fünf Jahres Vertrag mit IBM abgeschlossen hat, um IBMs SmartCloud Enterprise Storage Services um Cloud-basierte Speicherkapazitäten zu erweitern. Wie IBM angekündigt hat, sollen auf Nirvanix gespeicherte Daten auf den IBM SoftLayer Object Storage umgezogen werden. Als IBM Kunde würde ich trotzdem vorsichtig anfragen, wie es um meine gespeicherten Daten steht.
The lesson learned from @Nirvanix may be "never trust a small company for cloud storage, even through a big-name reseller".
— Lydia Leong (@cloudpundit) September 17, 2013
Multi-Cloud: Die Eier müssen über mehrere Nester verteilt werden
Zunächst ein Gruß an die Venture Capital Gemeinde. Wenn es stimmt, dass Nirvanix auf Grund einer fehlgeschlagenen Finanzierungsrunde den Dienst einstellen musste, dann sehen wir, was für eine Verantwortung mittlerweile in deren Händen liegt. Mehr braucht man dazu nicht schreiben.
Wie soll man als Cloud-Nutzer mit so einem Horror-Szenario wie dem von Nirvanix umgehen? Nun, wie man sieht scheint eine gute Kundenbasis und Kooperationen mit globalen Playern kein Garant dafür zu sein, dass ein Service langfristig überlebt. Auch Google spielt derzeit seine Cloud-Strategie auf dem Rücken seiner Kunden aus und trifft keine verbindliche Zusage über das langfristige bestehen seiner Services auf der Google Cloud Platform, wie etwa der Google Compute Engine (GCE). Im Gegenteil, es ist davon auszugehen, dass die GCE nicht lange überleben wird wie andere bekannte Google Services auch.
don't use an overfunded VC-backed cloud service RT @ReneBuest: Lessons learned of Nirvanix: Don't use a VC-backed cloud service?
— kasia lorenc (@kasialorenc) October 3, 2013
@kasialorenc @ReneBuest How about “Lessons of Nirvanix: Watch out when management changes!”
— Stephen Foskett (@SFoskett) October 3, 2013
Backup und Multi-Cloud
Auch wenn der Cloud Storage Anbieter für die Verfügbarkeit der Daten zu sorgen hat, trägt man als Kunde eine Sorgfaltspflicht und die muss darin bestehen, dass man über den Zustand seiner Daten informiert ist und – auch in der Cloud – für Redundanzen und Backups sorgt. Mittlerweile sind Funktionen in den gängigsten Cloud Storage Services integriert, um nahtlose Backups der Daten vorzunehmen und mehrfache Kopien zu erstellen.
Zwar befinden wir uns im Zeitalter der Cloud, dennoch gilt weiterhin: Datensicherung! Man sollte daher sicherstellen, dass ständig ein getestetes(!) und zuverlässiges Backup sowie ein Wiederherstellungsplan existieren. Weiterhin muss ausreichend Bandbreite zur Verfügung stehen, um schnellstmöglich die Daten verschieben zu können. Auch das sollte in regelmäßigen Abständen anhand eines Migration-Audit überprüft werden, um im Fall aller Fälle schnell handeln zu können.
20 Petabyte an Daten mal eben so zu verschieben ist keine leichte Aufgabe. Daher muss man sich über andere Ansätze Gedanken machen. Multi-Cloud ist ein Konzept was in Zukunft immer stärker an Bedeutung gewinnen wird. Dabei werden Daten und Applikationen über mehrere Cloud-Plattformen und Anbieter hinweg (parallel) verteilt. Darüber hatten bereits meine Analysten Kollegen und Freunde Paul Miller und Ben Kepes während ihrer Mapping Session auf der GigaOM Structure in San Francisco diskutiert. Paul hatte im Anschluss daran einen interessanten Sector RoadMap Report zum Thema Multicloud Management geschrieben.
Auch wenn neben Scalr, CliQr, Rightscale und Enstratius bereits einige Management Plattformen für Multi-Cloud existieren, befinden wir uns immer noch in einem sehr frühen Stadium was die Nutzung angeht. schnee von morgen webTV von Nikolai Longolius bspw. setzt primär auf die Amazon Web Services und hat als Fallback Szenario eine native Web-Applikation 1:1 für die Google App Engine entwickelt. Das ist kein Multi-Cloud Ansatz, zeigt aber dessen Bedeutung, um weniger Aufwand für eine Anbieterübergreifende Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit zu erreichen. Wie Pauls Sector Roadmap gut zeigt, ist es insbesondere die Kompatibilität der APIs, der eine große Bedeutung zugesprochen werden muss. Unternehmen werden sich in Zukunft nicht mehr nur auf einen Anbieter verlassen können, sondern ihre Daten und Applikationen über mehrere Anbieter verteilen, um eine Best-of-Breed-Strategie zu fahren und das Risiko gezielt zu streuen.
Das sollte auch in Erwägung gezogen werden, wenn man einfach “nur” Daten in der Cloud speichert. Das goldene Nest ist die Summe aus mehreren verteilten.
One reply on “Nirvanix. Die Hölle auf Erden. Warum ein Multi-Cloud Ansatz zwangsläufig notwendig ist.”
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