Zunächst handelt es sich bei Cloud Computing nicht mehr um einen Hype! Wir befinden uns mittlerweile in der Evaluations- und Adaptionsphase und gerade deswegen ist weiterhin viel Aufklärungsarbeit notwendig, um die Potentiale aufzuzeigen.
Bei den Potentialen handelt es sich bspw. um Kosten – Wandel von fixen zu variablen Kosten, eine bessere Ressourcenallokation, Flexibilität, Agilität, Ortsunabhängigkeit – dadurch flexibleres Recruiting von Leuten auf der ganzen Welt, Bsp. 37Signals). Wichtig ist, dass sich Unternehmen darüber jedoch im klaren sind, dass Cloud Computing Anbieter einem nicht die Arbeit vollständig abnehmen und das der Weg in die Cloud gut durchdacht und geplant werden muss. Das Unternehmen muss sich zunächst selber kennen und analysieren und schauen wo es Potentiale für Cloud Computing sieht.
Der Glaubenskrieg
Wir haben in der Cloud im Prinzip dieselbe Situation wie wir sie schon in der Vergangenheit gesehen haben. In jedem Bereich gibt es einen Glaubenskrieg, welche Technologie oder welcher Ansatz der Bessere ist. So kennen wir den Krieg zwischen Microsoft und Linux oder aktuell zwischen dem iPhone und Android. In der Cloud haben wir den Krieg der unterschiedlichen Deploymentmodels wie der Private/ Public/ Virtual Private und Hybrid Cloud. Aber anders wie bspw. beim Kampf zwischen Apple und Android, wo hier zwischen der coolen Marke Apple mit seinem verschlossenen iOS System und dem offenen Ansatz von Android argumentiert wird, geht es beim Cloud Computing argumentativ in erster linie um die Themen Datenschutz, Datensicherheit und Compliance.
Es geht um den Use Case
Fakt ist allerdings, dass alles vom gegenwärtigen Use Case abhängt. Denn es gibt nicht die gute oder schlechte Cloud. Betrachten wir einmal die unterschiedlichen Cloud Deployment Ansätze:
Private Cloud
Ich bin kein Gegner der Private Cloud. Ich finde die Adopation der Konzepte und Methoden des Cloud Computing für das eigene Rechenzentrum durchaus interessant. Es besteht dadurch die Möglichkeit, die interne IT deutlich flexibler zu gestalten und seinen internen Kunden und Projekten die Ressourcen on Demand bereitzustellen, wodurch sich die Resourcenallokation verbessert und die Abrechnung ebenfalls genauer wird.
Dennoch sollte ein Unternehmen sich überlegen, ob es tatsächlich Sinn macht eine Private Cloud im eigenen Rechenzentrum aufzubauen. Warum? Mit der Private Cloud hat man die Probleme des klassischen Rechenzentrum Betriebs plus die Komplexität der Private Cloud. Hinzu kommen die Kosten für die Hardware/ Software/ Lizenzen sowie die Fortbildung des Personals. Cloud Computing dient nun einmal dazu, sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren. Das schafft man mit einer Private Cloud jedoch nicht!
Public Cloud
Die Public Cloud hilft z.B. Entwicklern mit einer coolen Idee, kostengünstig an dafür benötigte Ressourcen zu gelangen. Die für das Projekt benötigte Infrastruktur wächst mit den Anforderungen der Entwickler und der eigentlichen Software. Dann sind natürlich Webapplikationen dafür bestens geeignet. In den vergangenen Monaten und Jahren sind auf Basis der Public Clouds viele tolle und neue Anwendungen und Geschäftsmodelle entstanden. Aber auch Graphikdesigner sollten sich überlegen, ob sie sich für das Rendern ihrer Videos lieber einen Apple Xserver holen oder doch lieber eine performante Instanz in der Cloud starten. Und auch für andere Bereiche in denen der Datenschutz eine nicht so hohe Bedeutung hat (je nach land in dem der Provider sitzt) sind ausreichend Potentiale vorhanden.
Virtual Private Cloud
Die Virtual Private Cloud verbindet das Beste aus den Welten der Public Cloud und der Private Cloud. Hier sehe ich in Zukunft mehr Produktivsysteme als z.B. in der Public Cloud. Sie ist besonders für Unternehmen interessant, denen verhandelbare SLAs und ein höherer Service wichtig sind. Die Anbieter von Virtual Private Clouds bieten darüber hinaus eine bessere Unterstützung bei der Verwaltung der virtuellen Infrastruktur, was unter anderem auch daran liegt, dass innerhalb einer Public Cloud ein sehr hohes Maß an Standardisierung herrscht. In einer Virtual Private Cloud erhält man dagegen die Möglichkeit für mehr Customization.
Hybrid Cloud
Wird mittelfristig das gängigste Cloud Deploymentmodel werden. Unternehmen stocken darüber bei Bedarf ihre Ressourcen auf, wenn diese benötigt werden und geben Sie im Anschluss wieder zurück. Damit werden Services (nicht nur IaaS sondern auch SaaS und PaaS) in die eigene Unternehmens IT adoptiert. Für die Adaption ist natürlich keine eigene Private Cloud erforderlich, aber ein Cloud Managementsystem, das für die Verwaltung und das Monitoring der einzelnen Services wichtig ist.
Beim Cloud Computing geht es um Selbstverantwortung
Unabhängig davon welches Cloud Deploymentmodel am Ende genutzt wird, ist die Eigenverantwortung ein wichtiges Thema! Ein Nutzer darf nicht die gesamte Verantwortung auf die Seite des Anbieters schieben, wenn es darum geht, die Cloud zu nutzen. Natürlich ist der Anbieter für die Infrastruktur verantwortlich, aber das Unternehmen was die Cloud nutzen möchte muss zunächst seine Hausaufgaben machen. Man sollte als Kunden mit dem Anbieter zusammenarbeiten und ggf. den ersten Schritt machen. Sollte er keine Reaktion zeigen, ist er definitiv der falsche Anbieter für mich. Im Falle der Virtual Private Cloud sollte ich als Kunde Einfluss auf das Design meiner virtuellen Infrastruktur nehmen können und mit dem Anbieter zusammen eine Strategie erarbeiten. Denn das ist genau die Kernkompentenz des Anbieters!
Darüber hinaus sollte jedes Unternehmen über ein Risikomanagementsystem verfügen, dass auf Gefahrenpotentiale aufmerksam macht. Wenn ich bspw. als ein produzierendes Unternehmen tätig bin, habe ich auch mehr als nur einen Lieferanten, für den Fall das mein primärer Lieferant ausfällt.
Der Weg in die Cloud
Es gibt nicht exakt DEN weg in die Cloud, aber es gibt logische Dinge die man berücksichtigen sollte.
Haben Sie eine Strategie und denken Sie über Ihre Governance nach. Ein Problem der Cloud besteht darin, dass sie zum ausprobieren verlockt. Und plötzlich ist man drin und nutzt möglicherweise ungewollt mehrere Services, die nicht in die IT-Strategie passen. Darüber hinaus sollten man sich überlegen, was man mit und in der Cloud machen möchte und was man davon erwartet. Als nächstes gilt es eigene Kriterien aufzustellen die aufzeigen, was man vom Cloud Computing Anbieter erwartet. Im Anschluss müssen die Bereich im Unternehmen identifiziert werden, die in die Cloud gehen können, gefolgt von der Suche nach den für das Unternehmen benötigten Services. Das bedeutet, dass das Unternehmen gründlich analysiert werden muss. Weiterhin ist eine offene Kommunikation zur und innerhalb der IT-Abteilung sehr wichtig!
Design for Failure!
Wenn Sie die Cloud nutzen wollen, sollten Sie eines beachten: Design for Failure!. Die Nutzung von IaaS meint in erster Linie, dass der Provider “nur” Ressourcen zur Verfügung stellt, mit denen ich mir ein eigenes virtuelles, skalierbares Rechenzentrum aufbauen kann. Ich merke immer wieder, dass dieses Verständnis fehlt. Bei einer Virtual Private Cloud sieht das etwas anders aus, da hier der Service mehr im Vordergrund steht. Bei einer Virtual Private Cloud sollte man daher mit dem Anbieter zusammen ein Design entwickeln. Unabhängig von Public Cloud oder Virtual Private Cloud ist es allerdings wichtig sich mit der Cloud die man nutzt detailliert auszukennen hat.
Bzgl. des Design for Failure sollte man daher grundsätzlich darauf achten, keinen Single Point of Failure zu schaffen. Und vor allem immer davon ausgehen, dass zu jedem Zeitpunkt etwas schiefgehen kann. Das Ziel muss daher darin bestehen, das die Anwendung zu jederzeit funktioniert, auch dann wenn die darunter liegende Hardware bzw. Infrastruktur ein Problem hat.
Multivendor Cloud Strategie
In Bezug auf das Design for Failure Prinzip sollte man sich ebenfalls Gedanken über eine Multivendor Cloud Strategie machen. Dies gilt nicht nur für IaaS sondern ebenfalls für SaaS und PaaS und bedeutet, dass man sich nicht nur auf einen Anbieter konzentriert, sondern seine Services/ Instanzen über mehrere Anbieter hinweg verteilt. Man kann sich dafür zunächst einen primären Anbieter suchen und parallel dazu bei weiteren Anbietern Vorbereitungen treffen. Falls es bei dem primären Anbieter zu einem Problem kommt, kann dann automatisiert umgeswitched werden. Neben der dadurch noch höheren Ausfallsicherheit beugt man damit ebenfalls einem Vendor Lock-in vor und macht sich Gedanken über das grundsätzliche und portable Design der virtuellen Infrastruktur.
Fazit
Cloud Computing hat für jedes Unternehmen Potentiale. Unabhängig von einer Private/ Public/ Virtual Private oder Hybrid Cloud oder IaaS, SaaS, PaaS. Es gilt letztendlich die passende Lösung für sein Unternehmen zu finden und zu schauen wo Cloud Computing helfen kann. Das heißt zunächst das Unternehmen zu analysieren, zu kennen und zu verstehen und die Bedürfnisse und Anforderungen zu definieren. Im Anschluß muss eine Cloud Strategie entwickelt und danach selbstverantwortlich gehandelt werden. Denn Cloud Computing ist nun einmal kein Allheilmittel!