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Die Cloud Vendor Lock-in Diskussion ist überflüssig, denn eigentlich lieben wir ihn alle

Eine beliebte Cloud Computing Diskussion ist der Vendor Lock-in. Die Abhängigkeit von einem Anbieter die so groß ist, dass sich die Änderung der aktuellen Situation aufgrund zu hoher Wechselkosten als unwirtschaftlich gestaltet. Ich hatte so eine Diskussion erst kürzlich wieder während eines Panels und möchte hier mal meine grundsätzliche Einstellung zum Thema Vendor Lock-in schildern. Denn meiner Ansicht nach ist ein Lock-in zwangsläufig nichts Schlechtes. Eigentlich lieben wir ihn. Uns ist es meistens nur nicht bewusst. Darüber hinaus leben wir seit Jahrzehnten und jeder von uns sogar tagtäglich damit. Ein Lock-in ist nicht zu umgehen, er ist immer vorhanden!

Der tagtägliche Lock-in

Ein gutes Beispiel ist IKEA. Unsere Wohnung besteht bis auf die Küche aus Möbeln von IKEA. Warum? Weil es gut aussieht, perfekt zusammenpasst UND Möbel anderer Anbieter sich damit schwer kombinieren lassen. Es ist der perfekte Lock-in. Und? Wir finden es toll, weil es den Zweck, aber vor allem unsere Anforderungen erfüllt. Analog zur IT bedeutet es, dass sich Unternehmen bewusst auf einen vermeintlichen Lock-in mit SAP, Microsoft, Oracle und anderen Anbietern einlassen, weil sie ihn benötigen und weil die genannten Anbieter die Anforderungen weitestgehend erfüllen. Man überlege sich nur mal, wie viele Unternehmen sich SAP angepasst haben und nicht anders herum. Weil es zunächst möglicherweise keine Alternativen gab und weil SAP die gewünschten Funktionen für das tagtägliche Geschäft erfüllte.

Das Paradebeispiel für einen Lock-in ist das iPhone/ iPad. Und? Richtig, alle lieben ihn! Weil das iPhone den eigenen Coolnessfaktor “anhebt” und auch noch die Funktionen mitbringt die so viele benötigen, auch wenn sie es vorher nicht einmal wussten. Bis auf den Coolnessfaktor gilt dasselbe für Android. Man möge nun argumentieren, dass Android Open-Source sei und die Freiheit damit schließlich größer ist. Das stimmt auf der einen Seite. Und für die Einzelperson mag sich der Aufwand für einen Wechsel relativ in Grenzen halten. Aus der Sicht eines Unternehmens sieht es aber schon wieder ganz anders aus. Hier ist der Lock-in vergleichbar mit einem iPhone/ iPad, nur im Google Universum.

Kein Vendor Lock-in ist reines Marketing-Versprechen

Ähnlich verhält es sich in der Cloud und hier speziell bei OpenStack. Rackspace ist der Lautsprecher der OpenStack Gemeinde. Der Anbieter argumentiert, dass man von einem Public Cloud Anbieter der auf OpenStack setzt, besser in die eigene Private Cloud Infrastruktur zurückkommt. Und liefert natürlich gleich eine eigene OpenStack Private Cloud Distribution mit. Am Ende verdient Rackspace durch Beratung und weitere Dienstleistungen daran. Rackspace Argument ist richtig, aber eher auf der Marketingebene zu verstehen. Denn auch ein Anbieter wie Microsoft bietet mit seinem Windows Server 2012 die Möglichkeit von Azure zurück in die eigene Infrastruktur. Und auch von den Amazon Web Services (AWS) kann man sich befreien, wenn man eine eigene Eucalyptus Cloud besitzt. Zwar bildet Eucalyptus bei weitem noch nicht alle Services von AWS ab, aber das wird im Laufe der Zeit passieren. Ich bin darüber hinaus weiterhin davon überzeugt, dass Amazon Eucalyptus früher oder später kaufen wird.

Also, auch bei OpenStack begibt man sich in einen Lock-in. Zwar wird hier von offenen Standards und APIs gesprochen. Aber im Endeffekt bleibt man damit auch nur im OpenStack Ökosystem gefangen. Das bedeutet, dass man bequem zu einem anderen Anbieter wechseln kann der OpenStack unterstützt. Das Thema Openness wird hier aber eher als Marketingmittel genutzt. Schließlich handelt es sich bei OpenStack und allen anderen kommerziellen Open-Source Vereinigungen um keine Spaßveranstaltungen. Da geht es um knallhartes Business. OpenStack vereinfacht es am Ende nur, zwischen den verschiedenen Anbietern zu wechseln die ebenfalls auf OpenStack setzen. Da aber alle Anbieter quasi auf dieselbe Technologie aufsetzen und sich nur durch Mehrwert-Dienstleistungen abheben, hat man auch hier den OpenStack Technologie Lock-in. (Ja natürlich ist es möglich, sich unabhängig von einem Anbieter eine eigene OpenStack Cloud aufzubauen. Aber der (finanzielle) Aufwand steht in keinem Verhältnis zum späteren Nutzen.)

Ein Lock-in bietet mehr Vorteile als man denkt

Ein Lock-in bietet zudem einige Vorteile. Er schafft Innovationen, von denen man als vermeintlicher “Sklave” partizipiert. Die Anbieter rollen ständig Verbesserungen aus, von denen wir profitieren. Und, der Lock-in ist gut, solange er genau den Zweck erfüllt, der erwartet wird. Wenn die Lösung die Anforderungen erfüllt ist alles super! Als Unternehmen lässt man sich nach der Entscheidung für einen Anbieter zudem bewusst darauf ein. On-Premise hat man sich seit Jahren auf einen Lock-in eingelassen. Sicherlich ist man mit der einen oder anderen Funktion nicht ganz einverstanden, aber im Großen und Ganzen ist man glücklich, weil die Probleme gelöst und Anforderungen erfüllt werden. Und, als Unternehmen nimmt man auch in der Cloud eine nicht unbedeutende Summe finanzieller Mittel in die Hand. Diese Investitionen müssen sich erst einmal rentieren, bevor man wieder über einen Wechsel nachdenkt. Eines sollte man darüber hinaus nicht vergessen. Hat ein anderer Anbieter großes Interesse daran, ein Unternehmen von einem bestehenden Anbieter loszureißen, wird er alles mögliche in Bewegung setzen, um diesen Weg zu ermöglichen. Bevor man sich also zu viele Gedanken über einen Lock-in macht, sollte man lieber zunächst schauen, wie zukunftssicher die Services und der Cloud-Anbieter selbst sind und das in eine mögliche Exit-Strategie mit einbeziehen.

Fazit: Wir leben ständig mit einem Lock-in, der sich niemals vollständig umgehen und maximal sehr gering halten lässt. Der eine Lock-in ist etwas flexibler als der andere, aber die Entscheidung dafür bleibt. Nicht abzustreiten bleibt, wir lieben ihn, den Lock-in!

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Analysen

Die Amazon Web Services und der Vendor Lock-in

Die Amazon Web Services (AWS) legen ein beachtliches Tempo vor. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht das Unternehmen aus Seattle immer mehr Cloud Services, was Amazon innerhalb kürzester Zeit zum Cloud-Primus hat werden lassen. Der letzte Streich, der Amazon Simple Workflow liegt gerade knapp 2 Wochen zurück.

Auf dem ersten Blick ist die Leistung von Amazon wirklich sehr beachtlich. Zudem können die meisten Mitbewerber das vorgelegte Tempo kaum mithalten. Der zweite Blick trübt jedoch die Euphorie um die angebotenen Services. Denn viele Unternehmen nutzen AWS, um ihre ersten Schritte zu gehen und dabei auf eine flexible und öffentliche Cloud Infrastruktur zurückzugreifen. Aber je mehr Angebote wie bspw. Workflow Services oder speziell für die Cloud entwickelte Datenbanken veröffentlicht werden, desto größer wird ebenfalls das Bedenken einem Cloud Vendor Lock-in zum Opfer zu fallen.

Auf Grund der kostengünstigen und einfach zu nutzenden Infrastruktur für Rechenleistung und Speicherplatz, haben sich anfangs viele Kunden für den Einsatz von AWS entschieden. Diese Einfachheit ist weiterhin unumstritten und ermöglicht es insbesondere kleinen Unternehmen und Startups schnell auf die Ressourcen zurückzugreifen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt werden, ohne große vorab Investitionen zu tätigen. Hinzu kommt das bequeme Mitwachsen der Infrastruktur, wenn unerwartet große Anfragen entstehen und die tatsächliche Abrechnung (pay as you go) der Ressourcen. Unternehmen können ihre Workloads also deutlich bequemer und flexibler in der Amazon Cloud verarbeiten lassen als im eigenen Rechenzentrum.

Jedoch führt die Einführung neuer Dienste wie Amazon DynamoDB und Simple Workflow Services (SWF) dazu, dass genau diese Workloads deutlich stärker an die AWS-Infrastruktur gebunden werden. So stellt es für Entwickler bspw. eine größere Herausforderung dar, ihre Daten von der DynamoDB zu einer nicht Amazon Datenbank zu migrieren. Im Falle von SWF, mit der Entwickler workflow-fähige Anwendungen erstellen können, wird die Lücke zwischen der on-Premise Infrastruktur und den Amazon Ressourcen immer kleiner und hebt die Grenze zwischen Kundenseite und AWS-Infrastruktur zunehmend auf.

Es scheint so, als wolle Amazon den Microsoft-Weg gehen, eben nur in der Cloud. Microsoft führte nach Betriebssystemen und Office Produkten immer weitere Funktionen ein und stimmte diese perfekt aufeinander ab. Hinzu kommen bereits vorhandene oder im Laufe der Zeit eingeführte Funktionen, die auch von anderen Herstellern angeboten wurden, aber eine untergeordnete Rolle spielten. So waren die Kunden nicht bereit für eine Funktion zu bezahlen, die in der Software bereits enthalten war, selbst wenn die vom Drittanbieter angebotene in den meisten Fällen deutlich besser war.

Eine weitere nicht zu unterschätzende Problematik ist die Abwanderung von Daten – nicht Diebstahl! Mit Amazon SWF können Anwendungs- und Serviceübergreifende Anwendungen entwickelt werden die einen flüssigen und integrierten Übergang zwischen Anwendungen auf der Kundenseite und der AWS Infrastruktur herstellen. Mit den Simple Workflow Services werden die Daten quasi aus dem eigenen Rechenzentrum in die Amazon Cloud übertragen und sind dort eng in die Workflow Prozesse und die Infrastruktur verankert.

Ähnlich verhält es sich bei der Nutzung von Amazon DynamoDB, aber auch Amazon SimpleDB. Kommt eine dieser Datenbank zum Einsatz ist ein Wechseln zu einem anderen Cloud Anbieter nicht möglich. So kann u.a. die Entwicklung einer Anwendung im Zusammenhang mit einer dieser Datenbanken nicht offline stattfinden, da Amazon DynamoDB bzw. Amazon SimpleDB nur in der Amazon Cloud laufen. Auch der AWS Storage Gateway ist aus der Lock-in Sicht eher kritisch zu betrachten, der er die Daten aus dem eigenen Rechenzentrum heraus auf Amazon S3 speichert.

Amazon ist aus gutem Grund der weltweit führende Cloud Computing Anbieter. Aber Erfolg und Macht führen in der Regel dazu, beides auch zu festigen und stetig auszubauen. Daher sollte sich jeder überlegen, in wie weit und vor allem wie integriert er welchen Service nutzen will und sich zudem nach Alternativen umschauen und eine Multi-Vendor Strategie fahren.

Denn unter diesen Gesichtspunkten stellt sich Frage, ob Zynga wirklich nur aus Performancegründen den Weg in die eigene Cloud gewählt hat.


Bildquelle: http://www.flyingomelette.com