Im Blog von UserActivion wird in regelmäßigen Abständen die Verbreitung der Office und Collaboration Lösungen von Google Apps und Microsoft Office 356 verglichen. Ich bin zufällig auf die Marktanteile pro Branche aufmerksam geworden, danke Michael Herkens. Das Ergebnis ist aus dem Juli und zeigt die Marktanteile beider Cloud Lösungen für den Monat Juni. Der Beitrag zeigt ebenfalls einen Vergleich zum Vormonat Mai. Was dabei auffällt ist, dass Google Apps in jeder Branche mit Abstand vorne liegt. Bei der Größe und generellen Verbreitung von Microsoft ist das schon ungewöhnlich. Daher lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen.
Google Apps mit klaren Vorsprung vor Office 365
Glaubt man den Zahlen von UserActivion, liegt Google Apps mit einem deutlichen Vorsprung in den Branchen Handel (84,3 Prozent), Technologie (88,2 Prozent), Bildung (77,4 Prozent), Gesundheitswesen (80,3 Prozent) und Regierungen (72,3 Prozent) vorne.
Im weltweiten Vergleich sieht es ähnlich aus. Allerdings hat Office 365 zum Mai in Nordamerika, Europa und Skandinavien etwas aufgeholt. Dennoch liegt das aktuelle Verhältnis laut UserActivion bei 86:14 für Google Apps. In Ländern wie Norwegen und Denmark ist ein ausgeglichenes 50:50 Verhältnis.
Quelle: useractivation.com
Quelle: useractivation.com
Haben die Google Apps Martkanteile eine Aussagekraft?
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Sie haben eine Aussagekraft was die Verbreitung von Google Apps angeht. Allerdings sagen sie nichts darüber aus, was für einen Umsatz Google mit diesen Marktanteilen macht. Denn gemessen daran dürfte das Verhältnis zwischen Google Apps und Office 365 etwas anders aussehen. Warum?
Nun, Google Apps hat mittlerweile so einen großen Marktanteil, weil die Google Apps Standard Version (existiert nicht mehr) für eine bestimmte Anzahl von Nutzern und die Google Apps for Education sehr sehr lange kostenlos genutzt werden konnte. Die Education Version ist weiterhin kostenlos. Das führt natürlich dazu, dass ebenfalls sehr sehr viele Nutzer, die über eine eigene Domain verfügen, sich für eine kostenlose Google Apps Standard Version entschieden haben, die auch nach der Abkündigung der Version weiterhin genutzt werden darf. Die einzige Einschränkung sind die maximalen Benutzer pro Domain.
So kommt es zum Beispiel dazu, dass alleine ich als einzelne Person in den vergangenen Jahren neun (9) Google Apps Standard Accounts registriert habe. Die meisten habe ich immer noch. Davon nutze ich derzeit zwei (Standard, Business) aktiv und bezahle für einen (Business).
Die Google Apps Marktanteile müssen daher wie folgt herunter gebrochen werden:
- Google Apps Nutzer.
- Nicht aktive Google Apps Nutzer.
- Aktive Google Apps Nutzer die nicht bezahlen.
- Aktive Google Apps Nutzer die bezahlen.
Wird dieses Verhältnis nun gewichtet und auf die Marktanteile in Bezug auf den Umsatz angewendet, würde Microsoft deutlich besser abschneiden. Warum?
Am Ende des Tages geht es ums harte Geld. Microsoft hat von Beginn an nichts zu verschenken. Zwar kann Office 365 für kurze Zeit kostenlos getestet werden. Anschließend fällt aber die Entscheidung für einen kostenpflichtigen Tarif oder nicht. Das bedeutet, dass davon auszugehen ist, dass jeder Office 365 Kunde, der sich nicht mehr in der Testphase befindet, gleichzeitig ein aktiver und zahlender Nutzer ist. Sicherlich erhält Google von den nicht zahlenden aktiven Nutzern Einblicke über deren Verhalten und kann ein bisschen Werbung platzieren. Bleibt aber die Frage offen, wie viel das wirklich ausmacht.
Das heißt nicht, dass Google Apps keine große Verbreitung hat. Aber es zeigt, dass die Strategie von Google zumindest in eine Richtung aufgeht. Accounts verschenken, um darüber Marktanteile zu erhalten zahlt sich (logischerweise) aus. Zudem zeigt es, dass Marktanteile nicht gleichzeitig Profitabilität bedeuten. Die meisten Menschen nehmen gerne etwas an was sie kostenlos bekommen – das Internet-Prinzip. Dass auch Google langsam damit beginnen muss seine Kundenbasis zu monetarisieren lässt sich durch die Abkündigung der kostenlosen Standardversion erkennen. Die kritische Masse scheint erreicht worden zu sein.
Microsoft war mit Office 365 im Vergleich zu Google Apps erst spät am Markt und muss erst einmal kräftig aufholen. Hinzu kommt, dass Microsoft (scheinbar) nichts zu verschenken hat. Ausgehend davon, dass die Zahlen von UserActivion valide sind, kann ein weiterer Grund durchaus darin bestehen, dass die Webseiten und das Angebot von Office 365 – im Vergleich zu Google Apps – viel zu undurchsichtig und kompliziert sind. (Tipp: Einfach mal die Webseiten besuchen.)
Google kopiert das Microsoft Prinzip
Abschließend lässt sich auf Basis der UserActivion Zahlen sagen, dass Google auf dem Besten Weg ist, dass Microsoft-Prinzip auf sich selbst anzuwenden. Microsofts Weg in die Unternehmen ging damals über die Heimanwender von Windows, Office und Outlook Produkten. Die Strategie ging auf. Wer auch am Abend mit den bekannten Programmen aus Redmond arbeitet, hat es tagsüber bei der Arbeit leichter, da er sich damit auskennt. Auch die Empfehlungen für ein Produkt von Microsoft durch die Mitarbeiter war dadurch vorprogrammiert. Dasselbe galt für die Windows Server. Wenn ein Windows Betriebssystem so einfach zu bedienen und zu konfigurieren ist, dann kann ein Server schließlich nicht viel komplizierter sein. Damit konnten auch die Entscheider ins Boot geholt werden.
Ein ähnliches Prinzip lässt sich bei Google erkennen. Google Apps ist nichts anderes als ein Best of der Google Services für Enduser, GMail, GDocs usw. verpackt in einer Suite. Die Verbreitung dieser Services ist mittlerweile ebenfalls relativ hoch, wodurch davon auszugehen ist, dass die meisten IT-Entscheider damit vertraut sind. Es bleibt daher weiter spannend zu sehen, wie sich die echten(!) Marktanteile zwischen Google Apps und Office 365 entwickeln.