Nun ist es soweit und es zeigt, dass Gerüchte immer ein Stück Wahrheit mit sich bringen. Google steigt mit seiner Google Compute Engine in den mittlerweile hart umkämpften Markt der Infrastructure-as-a-Services (IaaS) ein. Der Public Cloud Service vervollständigt neben einem Platform-as-a-Service Angebot (Google App Engine) und einer Software-as-a-Service Lösung (Google Apps) das Google Cloud Portfolio zu einem vollständigen Cloud Stack.
Das Cloud Portfolio wird erweitert
Mit der Google App Engine, BigQuery und dem Google Cloud Storage hat Google seit 2008 sein Cloud Portfolio stetig ausgebaut. Was noch fehlte war eine Infrastructure-as-a-Service Lösung, mit der virtuelle Maschinen bei Bedarf genutzt werden können.
Mit der Google Compute Engine steigt Google nun auch in dieses Marktsegment ein und bietet in einer geschlossenen Beta die Möglichkeit, virtuelle Maschinen (VM) mit dem Linux Betriebssystem auf der Google Infrastruktur, die auch von Google Mail und anderen Services eingesetzt wird, zu nutzen.
Rechenleistung
Hier bietet die Compute Engine zunächst die Möglichkeit Ubuntu als auch CentOS Linux Betriebssysteme auf virtuellen Maschinen mit 1,2,4 oder 8 Kernen und 3,75 GB Arbeitsspeicher pro virtueller Instanz zu nutzen.
Speicherplatz
Mit der Compute Engine können drei unterschiedliche Arten genutzt werden, um die Daten zu speichern.
Flüchtiger Speicher
Auf jeder virtuellen Instanz befindet sich ein flüchtiger lokaler Speicher, bei dem die Daten nur während des Lebenszyklus einer virtuellen Maschinen gespeichert werden. Wenn die VM gestoppt wird, werden alle Daten gelöscht. Dennoch werden alle Daten die auf die VM geschrieben verschlüsselt abgelegt.
Persistenter Speicher
Die Google Compute Engine bietet einen persistenten Speicher, der als Service (virtuelle Fesplatte) mit dem Google Storage Netzwerk verbunden ist und über dieselbe Latenz und Geschwindigkeit wie der lokale Speicher einer VM verfügt. Daten die auf diese “virtuelle Festplatte” gespeichert werden, werden automatisch über mehrere physikalische Festplatten innerhalb eines Google Rechenzentrum repliziert. Darüber hinaus können Snapshots von den Festplatten für Backup/ Restore Zwecke erstellt werden. Zudem besteht die Möglichkeit diese virtuellen Platten als Laufwerk in mehrere virtuelle Maschinen zu mounten, um davon Daten zu lesen. Wie beim lokalen VM Speicher sind auch die Daten auf den virtuellen Festplatten verschlüsselt.
Google Cloud Storage
Der Google Cloud Storage existiert für Entwickler schon etwas länger. Er bietet die Möglichkeit, Daten persistent zu speichern und auf die Buckets (Ordner) innerhalb des Storage mit einer VM zuzugreifen.
Netzwerkkapazitäten
Über der Google Netzwerk lassen sich die virtuellen Maschinen mit der Aussenwelt und innerhalb des Netzwerks selbst verbinden.
Isolierte Bereiche
Der Netzwerk Stack ist so aufgebaut, dass sich die virtuellen Maschinen eines Nutzers in einem isolierten Bereich befinden und von Dritten nicht ohne Weiteres darauf zugegriffen werden kann.
Externe IP Adressen
Die virtuellen Maschinen können entweder mit statischen oder dynamischen IP-Adressen verknüpft werden, um anschließend über das Internet auf diese zuzugreifen.
Konfigurierbare Firewall
Mit einer Firewall können die Zugriffe auf die virtuellen Maschinen kontrolliert werden.
Management
Mit einer Benutzeroberfläche sowie einem Kommandozeilentool kann die Infrastruktur verwaltet werden.
API
Alle Management Tools basieren auf einer offenen RESTful API. Google plant darüber hinaus, alle verfügbaren Tools als Open Source zu veröffentlichen, um den Nutzern die Möglichkeiten zu geben, eigene Tools nach ihren Bedürfnissen zu entwickeln.
Ecosystem
Google arbeitet bereits mit ein paar Partner darunter RightScale, Puppet Labs, OpsCode, Numerate, Cliqr und MapR zusammen, die in Zukunft die Google Compute Engine unterstützen und integrieren werden und weitere Management-Kapazitäten anbieten.
Kosten
Virtuelle Maschinen
Konfiguration | Virtuelle Kerne | Arbeitsspeicher | GCEU | Lokaler Speicherplatz | Preis pro Stunde | GCEU pro Stunde |
---|---|---|---|---|---|---|
n1-standard-1-d | 1 | 3,75GB | 2,75 | 420GB | 0,145 Dollar | 0,053 Dollar |
n1-standard-2-d | 2 | 7,5GB | 5.5 | 870GB | 0,29 Dollar | 0,053 Dollar |
n1-standard-4-d | 4 | 15GB | 11 | 1770GB | 0,58 Dollar | 0,053 Dollar |
n1-standard-8-d | 8 | 30GB | 22 | 2 x 1770GB | 1,16 Dollar | 0,053 Dollar |
GCEU steht für “Google Compute Engine Unit”. Dabei handelt es sich um eine Masseinheit, mit der Google die Rechenleistung seiner Instanzen, basierend auf einem Industriestandard, misst.
Netzwerk Kapazitäten
Eingehend | Kostenlos |
Ausgehend in derselben Zone | Kostenlos |
Ausgehend zu einem anderen Cloud Service in der selben Region | Kostenlos |
Ausgehend in eine andere Zone in derselben Region | 0,01 Dollar pro GB |
Ausgehend in eine andere Region innerhalb der USA | 0,01 Dollar pro GB |
Ausgehender Verkehr International | siehe ausgehende Internetverbindungen |
Ausgehende Internetverbindungen (Amerika, EMEA)
0-1 TB pro Monat | 0,12 Dollar pro GB |
1-10 TB pro Monat | 0,11 Dollar pro GB |
10+ TB pro Monat | 0,08 Dollar pro GB |
Ausgehende Internetverbindungen (APAC)
0-1 TB pro Monat | 0,21 Dollar pro GB |
1-10 TB pro Monat | 0,18 Dollar pro GB |
10+ TB pro Monat | 0,15 Dollar pro GB |
Persistenter Speicherplatz
Speicherplatz | 0,10 Dollar pro GB pro Monat |
Snapshot Speicher | 0,125 Dollar pro GB pro Monat |
IO Operationen | 0,10 Dollar pro Millionen Operationen |
IP-Adressen
Statische IP-Adresse | 0,01 Dollar pro Stunde |
Dynamische IP-Adresse | kostenlos |
Ein Amazon Web Services Killer?
In der Techwelt wird schon von einem Amazon Web Services (AWS) Killer gesprochen. Fakt ist, die Google Compute Engine ist ein IaaS Angebot und Google verfügt auf Grund seines Kerngeschäfts über die Expertise, hochskalierbare Infrastrukturen aufzubauen und diese hochverfügbar zu betreiben. Die Google App Engine zeigt darüber hinaus, dass Google es versteht, Entwickler anzusprechen, auch wenn sich der Markt hier mit zunehmend attraktiven Alternativen verengt.
Noch keine Konkurrenz zu AWS!
Schauen wir uns die Compute Engine an, dann sehen wir Instanzen und Speicherplatz, mehr nicht. Wer Google nun als DIE kommende Konkurrenz zu den Amazon Web Services sieht, ist erst einmal auf dem Holzweg. Amazon hat ein riesen Portfolio an Cloud Services, an die Google erst einmal anknüpfen muss. Ich gehe allerdings davon aus, dass in den kommenden Monaten mehr passieren wird. Unter http://cloud.google.com vereint Google mittlerweile seine sämtlichen Cloud Lösungen, darunter die App Engine, Cloud Storage, BigQuery und nun auch die Compute Engine. Google wird daher nicht die Compute Engine weiter ausbauen, sondern die Cloud Plattform im Laufe er Zeit mit weiteren Services erweitern.
Herausforderung Datenschutz
Es ist bei Google nicht klar, wo sich die Cloud Ressourcen befinden. Wo Amazon und Microsoft klar herausstellen und die Möglichkeit bieten, virtuelle Maschinen explizit in einem europäischen Rechenzentrum zu starten, verhält sich Google hier, wie immer, sehr bedeckt. Da ich bisher nur auf der Warteliste stehe, um einen ersten Blick auf die Compute Engine zu werfen, kann ich nicht sagen, ob man Instanzen explizit in einem EU Rechenzentrum starten kann. In der offiziellen Dokumentation zur Compute Engine habe ich allerdings nichts gefunden. Ich vermute allerdings, dass es nicht möglich ist, da alle Anwendungen, die sich auf der App Engine befinden, auch in den USA laufen. Erst mit der App Engine Version 1.7.0 bietet Google seinen Premium Kunden die Möglichkeit auch einen europäischen Cluster zu nutzen. Allerdings nichts aus dem Grund des Datenschutzes sondern auf Grund der Latenz.
Google scheint nicht zu verstehen, dass den Europäern das Thema Datenschutz scheinbar wichtiger ist als den Amerikanern. Google muss an dieser Stelle jedoch begreifen, dass, wenn Sie auch Unternehmen davon überzeugen wollen, die Google Cloud zu nutzen, sie es in diesem Umfeld mit einem anderen Klientel zu tun haben und nicht mit Entwicklern, die “nur” drauflos programmieren wollen.
Wie schon bei seinen Consumer Services denkt Google leider immer erst nur an die USA. Andere Länder/ Kontinente wie Europa bleiben da zunächst Außen vor, sehr schade.
Bildquelle: http://anandtech.com
10 replies on “Google präsentiert mit der Google Compute Engine seinen eigenen Infrastructure-as-a-Service. Noch keine Konkurrenz für AWS!”
Google präsentiert mit der Google Compute Engine seinen eigenen IaaS. Noch keine Konkurrenz für AWS! – http://t.co/HWUPEB7C
#Google präsentiert mit der Google #Compute #Engine seinen eigenen #IaaS. Noch keine Konkurrenz für #AWS! – http://t.co/xek62XGw #Cloud
Oh, erstmal freut es mich, dass sich dort was tut. Aber leider finde ich es A) etwas zu teuer. (107€ pro Monat für eine VM mit 1Kern? SRSLY?) und B) Der Datenschutz. Der macht es für mich leider als Administrator wirklich im geschäftlichen Umfeld sehr sehr unattraktiv.
Dennoch bin ich gespannt wie sich Google dort verhält.
Google präsentiert mit der Google Compute Engine seinen eigenen Infrastructure-as-a-Service. Noch keine Konkurre… http://t.co/tGxyemDj
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