Google ist bekannt dafür, “mal eben” einen neuen Service auf den Markt zu schmeißen. Dafür steht die Unternehmenskultur. Sie fördert die Kreativität innerhalb des Unternehmens und sorgt für Innovationen. Am Ende des Tages muss aber auch bei Google der Spielplatz aufgeräumt werden. Das führte in der jüngsten Vergangenheit zu unzähligen Schließungen bekannter und weniger bekannter Services. Neuestes populäres Opfer ist der Google Reader. Dieser soll nun zum 01. Juli 2013 eingestellt werden. Da stellt sich natürlich die Frage, wie anfällig Googles Cloud Services für eine Portfolio Bereinigung sind. Der Finger auf dem Schließen-Button scheint zumindest sehr locker zu sitzen.
Langfristigkeit vs. Popularität
Google stampft den Google Reader ein, da dessen Popularität, nach eigenen Angaben, in der Vergangenheit stark eingebrochen ist. Das Google hier scheinbar nicht ganz richtig liegt, zeigt eine aktuelle Petition gegen dessen Schließung. Immerhin haben sich hier in kürzester Zeit 20.000+ dagegen ausgesprochen.
Manchmal erweckt Google bei mir den Eindruck, ein großes Kind zu sein. Es findet viele Dinge auf einmal spannend (20 Prozent Regel), spielt damit, investiert Zeit und verliert dann das Interesse und die Lust, wenn die Spielkameraden scheinbar auch nicht mehr damit spielen möchten. Die Konzentrationsphase ist nur bei einigen wenigen Produkten wirklich hoch. (Unternehmerisch natürlich richtig.)
Unternehmen sehen das nicht gerne
Google unternimmt derzeit große Anstrengungen sich im Unternehmensumfeld breit zu machen. Hinsichtlich bestehender Anbieter wie Microsoft oder IBM keine leichte Aufgabe. Googles Trumpfkarte ist, dass sie in der Cloud geboren sind und die Regeln aus dem Effeff kennen. Schließlich haben sie diese quasi selbst mit entwickelt.
Dennoch sei die Frage gestattet. Warum soll ein Unternehmen auf Google Cloud Services, wie Google Apps oder die Google Cloud Platform setzen, wenn Services, die scheinbar nicht ausreichend gut genutzt werden, plötzlich geschlossen werden? Auch wenn Google die genannten Cloud Lösungen mittlerweile monetarisiert hat, diese Frage behält ihre Berechtigung. Denn durch die Monetarisierung bekommt der einzelne Service plötzlich eine neue KPI, den Umsatz!
Google darf davon ausgehen, dass Unternehmen nicht davon begeistert sein werden, wenn sie plötzlich eine E-Mail bekommen, dass der von ihnen genutzte Service auf Grund sinkender Attraktivität und Umsatzzahlen in drei Monaten geschlossen wird.
Für Unternehmen ist diese Art des Produktmanagements nicht attraktiv und Google muss lernen, dass Unternehmen anders behandelt werden müssen als Privatnutzer. Auch wenn die Consumerization weiter fortschreitet.
Das Portfolio bereinigen ist gut, aber…
Keine Frage, es ist sinnvoll sein Portfolio stetig zu säubern. Das ist auch vielen anderen Anbietern zu empfehlen. Allerdings scheinen diese im Sinne ihrer Kunden zu handeln und bieten für ihre Produkte und Services eine langfristige Roadmap an. Hingegen scheint der Finger auf dem “Service Schließen-Button” bei Google relativ locker zu sitzen.
Ich glaube kaum, dass Unternehmen zu einer Petition gegen die Schließung eines Google Services zusammenkommen werden. Zwar hört man immer wieder gerne von “Too big to fail”, aber so groß ist Google dann auch wieder nicht.