In Zeiten der Cloud, Social Media und weiteren Technologien und neuen Konzepten, bei denen es darum geht, Daten zentral bei einem Anbieter zu speichern, um damit bequem von jedem Ort darauf zugreifen zu können oder mit Freunden weltweit zu kommunizieren, entwickelt sich eine Community, die selbst für den Datenschutz sorgen möchte und ihr wertvolles gut nicht in die Hände kommerzieller und vermeintlich böser Unternehmen wie Google, Facebook oder der Cloud Computing Anbieter legen will.
Datensensibilität nur von Nerds und Geeks?
Nachdem Unternehmen insbesondere beim Cloud Computing aber auch beim Thema Social Media den Datenschutz der Anbieter beklagen – Patriot Act usw. – gehen die vermeintlichen Endanwender doch eher sehr sorglos mit ihren persönlichen Daten um, siehe Facebook. Allerdings scheint sich das Blatt ein wenig zu wenden. Vor kurzem konnte ich im Zug ein Gespräch zweier Jugendlicher mithören, die über das „… jemand Wissen kann wo man sich selbst gerade aufhält.“, also GEO-Location Services wie Foursquare etc. diskutierten. Sie hielten es für sehr kritisch und gefährlich, wenn jemand ständig sehen könnte wo man gerade ist und wo man wohnt. Ich dachte nur: „Aber ein iPhone besitzen…“. 😉
Es stellt sich daher die Frage, wie sensibel die Nutzer heutzutage wirklich mit ihrem wertvollsten gut, der Persönlichkeit umgehen – man bedenke: Wenn Du von jemanden etwas kostenlos bekommst, bist Du am Ende das Produkt. Ich weiß nicht, ob sich viele darüber im Klaren sind. Wenn man jedoch schaut, was viele täglich in Facebook posten, bin ich mir da nicht so sicher. Und auch das was Google mittlerweile über jeden einzelnen weiß – natürlich werden die gesammelten Daten nicht verknüpft… – sollte für diejenigen bedenklich sein, die das Internet nicht dafür nutzen, um ihr öffentliches Profil zu schärfen.
Aber ist es überhaupt möglich auf die Datenhaltung bei Google und Facebook Einfluss zu nehmen? Natürlich nicht, schließlich handelt es sich dabei zum größten Teil um deren Geschäftsmodell, aber…
Die Community: Unhosted.org
Es hat sich eine, derzeit noch kleine, Bewegung gebildet, die das Ziel verfolgt, freie Software gegenüber gehosteter Software zu stärken. Dazu hat die Gemeinschaft bereits ein Protokoll erstellt, mit dem eine Webseite nur aus Quellecode besteht. Dabei werden die sich ständig verändernde Daten dezentral auf eines vom Nutzer gewünschten Storage gespeichert. Die Community erhofft sich dadurch geringere Hostingkosten sowie eine verbesserte Skalierbarkeit, Robustheit und einen höheren Datenschutz.
Alles erinnert ein wenig an Asterix und das kleine gallische Dorf.
Im Kern geht es dem Projekt darum, dass Web Applikationen nicht zwangsläufig auch die Daten des Nutzers beherrschen müssen, sondern dass die Daten getrennt von den Anwendungen gespeichert werden.
Die Technologie: Remote Storage
Hierfür hat Unhosted.org ein Protokoll mit dem Namen “remoteStorage” entwickelt, dass die bereits bestehenden Protokolle HTTP, CORS, OAuth2 und Webfinger kombiniert. Dazu liefert das Projekt mit remoteStorage.js eine JavaScript Bibliothek und ein Tutorial.
Auf Basis des Remote Storage Protokoll wurden mit Libre Docs, OpenTabs.net und SharedStuff bereits kleine Anwendungen entwickelt.
Um die Applikationen nutzen zu können, wird eine ID eines Remote Storage kompatiblen Anbieters benötigt. Zurzeit haben sich mit Pagekite, OwnCube und 5apps drei am Markt eher unbekannte Anbieter der Initiative angeschlossen. Die ID bzw. der Account bei einem der Anbieter wird dafür benötigt, um die eigenen Daten bei diesem zu speichern.
Stellt man sich das bspw. anhand von Facebook vor, würde man sich bei Facebook mit seiner Remote Storage ID anmelden. Postet man nun ein Bild oder kommentiert einen Beitrag, werden die Daten nicht bei Facebook gespeichert, sondern bei dem entsprechenden Remote Storage Anbieter für den man sich entschieden hat.
Sei Dein eigener Storage Anbieter
Natürlich kann man auch sein eigener Storage Anbieter sein. Dazu wird eine Installation von ownCloud benötigt, die das Remote Storage Protokoll unterstützt. Davon rate ich jedoch ab. Warum, habe ich hier beschrieben.
Daten selbst verwalten? Ja! Aber bitte so bequem wie möglich!
Den Grundgedanken des Projekts finde ich recht interessant. Jedoch sehe ich für den gewöhnlichen und nicht IT-affinen Benutzer riesige Probleme damit, den Überblick zu behalten, wo sich die Daten gerade befinden. Wenn ich bei Facebook oder Google bin, weiß ich, dass die Daten dort “gut” aufgehoben sind. Wird ein weiterer Anbieter dazwischen geschaltet, wird es unübersichtlich.
Hinzu kommt zwar, dass die Daten von der eigentlichen Applikation getrennt sind, allerdings begebe ich mich hier in die Abhängigkeit von einem der RemoteStorage Anbieter. Ich habe daher nicht die Wahl, außer ich spiele selbst den Storage Anbieter, wovon ich dringend abrate.
Vertrauen ist die Grundlage
Wenn es um das Speichern persönlicher Daten und die Cloud geht, spielt das Thema Vertrauen und Transparenz eine große Rolle. Anbieter wie Google und Facebook haben eine große Wahrnehmung, auch wenn diese nicht immer positiv ist. Dennoch Vertrauen die Nutzer ihnen ihre Daten an, da sie sich sicher sind und sein können, das die Daten dort aus dem Blickwinkel der Datensicherheit gut aufgehoben sind. Genau so verhält es sich mit Amazon S3, Dropbox oder anderen bekannten Cloud Storage Anbietern, die über ausgereifte Infrastrukturen verfügen, die sich bewährt haben.
Anders sieht es mit den Anbietern aus, die sich dem Projekt angeschlossen haben. Allesamt unbekannt! Warum soll ich meine Daten also in die Hände von diesen (derzeit) No Name Anbietern geben, deren Infrastruktur ich nicht kenne? Aber vielleicht schafft es das Projekt, für die Zukunft renommierte Anbieter zu gewinnen, die das Remote Storage Protokoll unterstützen.
BTW: 5apps, einer der Remote Storage Anbieter, steckt hinter dem Unhosted.org Projekt… Alles klar?!
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